Digitale Klangsynthese und interaktive Musiksysteme
Von den Anfängen bis zur Zukunft
Di, 12.09.2000 20:00 Uhr CEST, Vortrag

Der „Vater der Computermusik - back to Baden-Württemberg“

1957 begann die Ära der digitalen Klangsynthese in den Bell Laboratories, Murray Hill, USA, als eine Art trojanisches Pferd. Max Mathews schrieb den ersten »music compiler«, ein Programm speziell für musikalische Klangsynthese mit Computern. Die erste öffentliche Präsentation dieser Neuentwicklung, die die Grundlage für die heutige Allgegenwart von Computern in der Musik legte, fand 1959 in Stuttgart statt. Nun kehrt Max Mathews nach Baden-Württemberg zurück, um Zusammenhänge und Konsequenzen seiner Arbeit vorzustellen.
Max Mathews schrieb die Musik-Programmiersprachen »Music I« bis »Music V«, die für alle nachfolgenden Nutzungen des Computers als Musikinstrument die Grundlage bildeten und schließlich zu den digitalen Synthesizern und Sequencern führten, ohne die heute kaum eine Band mehr auskommt. Seit 1970 wandte sich Max Mathews auch intensiv der Entwicklung interaktiver Systeme für Live-Aufführungen zu. Sein »Groove-System« aus dem Jahr 1970 wurde über Jahrzehnte bis zu seinem heutigen »Radio-Baton« entwickelt.
Max Mathews ist der „große alte Herr“ der Computermusik, der bis heute mit überbordender Ingenieursphantasie immer neue Ideen, Geräte und Programme entwickelt und enthusiastisch seinen Weg von Musik mit Computern verfolgt. Sein Einfluss auf die gesamte digitale Audiotechnologie und die Musik ist enorm. So war er auch Pate beim Aufbau des »Center for Computer Research in Music and Acoustics« der Stanford University in den späten sechziger Jahren und dem IRCAM in Paris Mitte der siebziger. Dem ZKM ist er durch das »Internationale Digitale Elektro-Akustische Musikarchiv« verbunden, das er gemeinsam mit Johannes Goebel Ende der achtziger Jahre gründete und das jetzt im ZKM zu Hause ist.
Der Vortrag in englischer Sprache wird von Gerald Bennett, einer anderen Persönlichkeit der Computermusikwelt, deutsch begleitet. Bennett war von 1969 bis 1976 Direktor der Musikakademie Basel und anschließend fünf Jahre Abteilungsleiter im IRCAM. 1985 gründete er die Schweizer Gesellschaft für Computermusik.

»Profile« ist ein öffentliches Forum, innerhalb dessen das ZKM regelmäßig Vorträge anbietet, die Einblick in aktuelle Diskurse geben. Die in loser Folge stattfindende Vortragsreihe stellt in Kooperation mit anderen Institutionen Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft vor, deren Positionen aktuelle Diskurse maßgeblich prägen. Nach dem Philosophen Jean Baudrillard und dem „Visionär des Cyberspace“ Oswald Wiener wird diese Reihe nun mit Max Mathews fortgesetzt.

Veranstaltung in Zusammenhang mit: Vortragsreihe: »Profile«

Organisation / Institution
ZKM