Fiction & Science
Blick in die Ausstellung »Fiction & Science». Im Vordergrund ein Tisch mit farbigen Kristallen und Chemikalien.
Sa, 10.03.2001 – So, 18.03.2001

Im Grenzbereich der Naturwissenschaften situieren sich die künstlerischen Projekte dieser Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie und der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG) organisiert wurde: Kunst und Wissenschaft stehen seit jeher in einer spannungsvollen Beziehung, zwischen Kooperation und Entfremdung. In unserer hochtechnologisierten Zivilisation setzen sich Künstlerinnen wieder intensiv mit den Naturwissenschaften auseinander. Die in der lothringer13/halle gezeigten Positionen beschäftigen sich daher mit aktuellen naturwissenschaftlichen Ansätzen, um diese für einen interdisziplinären Dialog mit der Kunst zu nutzen. So greifen die in der Ausstellung präsentierten, multimedialen Arbeiten Forschungsergebnisse und Modelle der Gen- bzw. Biotechnologie oder Physik auf, die als Echtzeit 3-D-Simulationen, interaktive Versuchsanordnungen, Foto- oder Video-Installationen visualisiert werden.

Roseline Rannoch (HfG Karlsruhe) inszeniert sich selbst als Wissenschaftlerin und legt ihren künstlerisch-wissenschaftlichen Versuchsanordnungen das Bild eines theoretischen und empirischen Forschungsansatzes zu Grunde. Für die Ausstellung schildert sie die fiktive Erforschung von Kristallen, die anhand von Objekten, Graphiken und technischen Geräten in einer erzählerischen Gesamtsituation präsentiert wird.
Sensordaten einer elektronischen Nase setzen Fabian Winkler und Wolfgang Käppner (HfG Karlsruhe) in eine visuelle Installation um. Dieses künstliche Geruchsorgan analysiert die Resultate, die von Besuchern aus verschiedenen Duftstoffen zusammengestellt werden. Zentrales Element der Arbeit ist die visuelle, körperliche und klangliche Darstellung des Inhalationsprozesses, visualisiert durch den Einsatz eines am Forschungszentrum in Karlsruhe entwickelten bionischen Rüssels sowie einer Echtzeit 3D-Simulation und computergenerierten Klängen.
Die Videoarbeit von Dorcas Müller (HfG Karlsruhe) zeigt eine Performance, die auf wissenschaftlichen Ergebnissen von Prof. Dr. Peter Fromherz (Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried) basiert. Das Institut entwickelt Neurochips, für deren Erforschung Blutegel eingesetzt werden. Dorcas Müller, die zahlreiche Performances mit Blutegeln realisierte, zeigt in der Ausstellung neben dem Video auch großformatige Fotoprints, deren Betrachtung sowohl Ekel als auch Faszination auslöst.
Die »Iterationen 1«, »4« und »7« von Thorsten Hallscheidt (Karlsruhe) untersuchen den Übergang zwischen der Realität des Mediums Video und der Wirklichkeit der Bilder, die es transportiert. Bei »Iteration 1« geschieht dies durch einen iterativen Rückkopplungsprozess, der so lange durchgeführt wird, bis das mediale Bild nur noch sich selbst reproduziert und im Sinne der fraktalen Geometrie selbstähnlich wird. »Iteration 4« beschreibt genau die umgekehrte Entwicklung. Der Film beginnt auf der Stufe der Selbstähnlichkeit des Dargestellten im Medium und bewegt sich in Richtung Illusionsraum. »Iteration 7« zeigt, gewissermaßen als Synthese, den Raum zwischen diesen beiden Polaritäten. Filme aus verschiedenen Genres, in unterschiedlichen Stufen des Iterationsprozesses sind hier übereinander gelagert und durchdringen sich in einer fortlaufenden Bewegung.
Der Beitrag von Kalle Laar (München) besteht aus einer Klanginstallation, die Töne aus Forschung und Wissenschaft mischt. So werden Satellitengeräusche mit Vorträgen aus den späten fünfziger Jahren (z. B. »Stimme der Wissenschaft«) oder auch Originaltöne aus Science- Fiction-Filmen zu einer Soundcollage verarbeitet.

Ausstellung im Rahmen der 12. Internationalen Frühjahrsbuchwoche

Impressum
Organisation / Institution
Lothringer13/Halle
Kooperationspartner

ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe ; HfG | Hochschule für Gestaltung Karlsruhe