mixed identities
Sa, 23.03.2002 20:00 Uhr CET, Podiumsdiskussion

Der Chatroom als Wahlkabine, frei und geheim: jeder kann sich so viele Identitäten zulegen, wie er will. Berufswege verlaufen kaum mehr geradlinig. Multiple Karrieren sind normal. Ein optionales Subjekt nimmt die verschiedenen, zum Teil konträren sozialen Positionen ein, die ihm im Laufe seines Lebens von der Gesellschaft als Option angeboten werden. Die Dressur der Macht, von der Michel Foucault sprach, die Unterordnung unter bestehende Muster, scheint nachzulassen. Der scheinbaren Unabhängigkeit frei wählbarer Identitäten oder Nicht-Identitäten stehen neue Zwänge entgegen. Globalisierung bedeutet Polarisierung. Soziale, staatliche und regionale Zugehörigkeiten lassen Identität als unentrinnbaren, im Kriegsfall tödlichen Zwang erscheinen.

Bilder verdoppeln Realität – die normative Kraft des Faktischen. Tausendfach wiederholte Fernsehbilder gerinnen zu Loops der Vernichtung. Die Programme der Massenmedien produzieren Symbole kollektiver Wahrnehmung und Identität. Sicherheit soll durch elektronische Überwachung gewährleistet werden, Fahndung weltweit über Medien erfolgen. Läuft die Vielzahl der Programmpartikel, der Stimmen und Bilder, die in den Medien präsentiert werden, in der Summe zu einem stream zusammen, zu einem einzigen Muster kollektiver Identität? Führt das Andere, das Fremde, das über die Medien als Bedrohung wahrgenommen wird, zum alten Freund/Feind-Denken und zur Totalisierung einer Gesellschaft, die sich pluralistisch und demokratisch definiert?

Kooperationspartner
BR

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