Shilpa Gupta
o.T. [Camouflage], 2004
Mi, 07.06.2006 – So, 02.07.2006
Die interaktive Videoinstallation von Shilpa Gupta behandelt die Auswirkungen der westlichen beeinflussten, zunehmenden Kommerzialisierung der indischen Gesellschaft. Militärische Ästhetik und Markt werden in unmittelbare Beziehung gesetzt.
 
In Guptas acht Meter breiter und nahezu lebensgroßer Projektion erscheinen sieben in modische Tarnuniformen gekleidete junge Frauen. Tarnuniformen wurden in der westlichen Welt wie in Indien unmittelbar nach den militärischen Einsätzen gegen den internationalen Terrorismus zum modischen Trend mit »coolem« Chic. Von ihrem ursprünglichen Zweck befreit, changiert die Wirkung der Kleidung zwischen militärischem Drill und modischem Accessoire, hat doch die Mode aus Anzügen der Armee den Camouflage-Stil kreiert. Die modische Camouflage beinhaltet in Guptas Werk mehrere Bedeutungen: Sie zeigt die Übernahme von Stil und gilt als Ausdruck für modisches Bewusstsein. Andererseits artikuliert sich in Kleidung und Habitus eine Demonstration gegen westliche Vereinnahmung. Denn die Kommerzialisierung der Lebenswelt, wie sie sich der jüngeren Generation in Indien darbietet, stellt tradierte Identifikationsmuster in Frage. Die jungen Erwachsenen erfahren den sozialen Wandel gleichsam als individuelle Befreiung wie auch Gefahr, welche die tragenden Werte der Gesellschaft zu zerstören droht.
 
Klickt man eine der Figuren in Guptas Videoinstallation an, so beginnt sie sich zu bewegen, sich selbst zu kopieren und zu imitieren. Man kann einen Anführer wählen, selbst »Anführer« werden und verfolgen, wie die restlichen Figuren sich angleichen. In ihrer Installation kopiert Shilpa Gupta vermeintliche Mechanismen sozialer Organisation. In einem psychologischen Spiel lässt sie den Kunstbetrachter ihre These von der bereitwillig akzeptierten Programmierung der eigenen Identität in kapitalistischen Gesellschaften selbst durchexerzieren. Die sieben animierten und für die Besucher interaktiv zu steuernden Figuren bewegen sich nach programmierten Befehlen. Die Sprache und Musik der Installation beinhaltet jedoch die Botschaft, sich weder der Macht des Konsums noch einem politisch motivierten, ideologischen Terror wehrlos auszuliefern.
Impressum
Organisation / Institution
ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie ; Kulturreferat der Landeshauptstadt München
Kooperationspartner

Kulturreferat der LH München im Maximiliansforum München; Sammlung DaimlerChrysler

Mitwirkende