Wolfgang Krischke: Das Casting-Phänomen in der Mediengesellschaft
Do, 09.12.2010 18:00 Uhr CET, Vortrag

»Ich will stattfinden!«, lautet die Kurzformel der Casting-Gesellschaft. Was früher nur Veranstaltungen möglich war – »stattzufinden« – ist heute das Ziel des Casting-Kandiaten, der sich selbst als Event begreift. Die medienförmige Selbstdarstellung, die Sucht nach öffentlicher Präsenz werden für immer mehr Menschen zum Kern der eigenen Existenz. TV-Shows und Internet-Plattformen sind die Betriebsmittel dieser Lebensform, Exhibitionismus und Voyeurismus ihr Treibstoff. Während die Melodramen der Casting-Shows unter dem Vorwand der Star-Suche inszeniert werden, liefert für die Reality-Shows die Sozialtherapie das pädagogische Feigenblatt. Profiteure dieser Erfolgsformate sind TV-Sender, Produktionsfirmen, Printmedien und Internetportale, die durch einen sich wechselseitig verstärkenden Medienverbund eine effiziente Verwertungskette bilden. Unterdessen vollzieht sich in der Sphäre der öffentlichen Kommunikation ein Prozess der zunehmenden Entzivilisierung, der auch von Kritikern der Casting-Gesellschaft in seiner Tragweite nicht immer erkannt wird. Bei der Analyse dieser Tendenzen stützt sich der Vortrag unter anderem auf Interviews mit Akteuren und Kritikern der Casting-Gesellschaft.

Veranstaltung in Zusammenhang mit: Celebrity Culture – Stars in der Mediengesellschaft

Organisation / Institution
KIT | Karlsruher Institut für Technologie
Kooperationspartner

ZKM