Matthew Day Jackson: Total Accomplishment
Zu sehen ist ein silbernes Gestellt, das an eine Raketenspitze erinnert und vor einer großen Leinwand mit dem Motiv einer Galaxie steht. In der vorderen Glaskuppel des Gestellt ist ein schwarzer Ledersessel zu erkennen.
Sa, 18.05.2013 – So, 10.11.2013

Matthew Day Jackson, geboren 1974 in Panorama City, Kalifornien/USA, ist einer der erfindungsreichsten Künstler seiner Generation. Das Werk des in Brooklyn, New York, lebenden Künstlers ist durch eine interdisziplinäre Themenwahl gekennzeichnet, die Aspekte aus Technologie und Popkultur, aber auch (Kunst-)Wissenschaft, Philosophie und Sport umfasst, aus deren Pool sowohl faszinierende wie auch irritierende Arbeiten hervorgehen. Sie alle hinterfragen fest etablierte Perspektiven auf die Welt und negieren ein lineares Geschichtsmodell.
 
In seiner Arbeitsweise, mittels Bricolage-Verfahren die Überreste von Artefakten mit High-Tech-Materialien zu verbinden und historische Bezüge in reliefartigen Collagen nachzubilden, entstehen Objekte, die sowohl utopische als auch dystopische Elemente einer technologisierten Welt vereinen. Mitunter ironisch transportieren die Werke eine Praxis des Entbergens der Vergangenheit.
 
Jackson tritt als ein Trickster und Künstler-Archäologe auf, der in seinem vielseitigen Schaffen das Wissen um historische Begebenheiten mit einer fiktionalen Spurensuche verbindet, wodurch seinen Arbeiten nicht zuletzt eine medienkritische Reflexion eingeschrieben ist. Dabei steht immer auch die Mythologisierung des eigenen Künstler-Selbst im Zentrum des Schaffens, das Körperlichkeit und destruktive Resultate menschlicher Erfindungskraft in Relationen setzt.
 
Im Mittelpunkt der aktuellen Beschäftigungen Matthew Day Jacksons steht die Frage nach dem kulturellen Einschlag der Atombombe, deren materielles Nachleben der Künstler in seinen Werken mit einer bildnerischen Debatte um Wesen, Grundlage und Zukunft des US-amerikanischen Traums verwebt. Entsprechend zitiert der Titel der Ausstellung aus Paul Virilios »The Information Bomb« (Original: »La bombe informatique«, Paris, Galilée, 1998), in dem der französische Philosoph die Konsequenzen wissenschaftlicher Höchstleistungen vor dem Hintergrund der Informationstechnologie dekodiert. Die Ausstellung führt Installationen, Bilder, Skulpturen und Videos zusammen, die zum überwiegenden Teil eigens für die Ausstellung im ZKM | Museum für Neue Kunst geschaffen worden sind. So stellen die neuen bildnerischen Arbeiten des Künstlers die Mythen des Universums und dessen Erforschung neben Ereignisse um die Geschichte von Atomtests und verbinden dies filmisch mit einer Neuproduktion der TV-Serie »In Search of...«, die in den USA der 1970er-Jahre auf der Suche nach Antworten auf historische Ungereimtheiten und para-normale Phänomene war.
 
»Matthew Day Jackson. Total Accomplishment« ist die erste deutsche Einzelausstellung des Künstlers. Ausgehend von der amerikanischen Kulturgeschichte setzt sich Jackson auf vielfältige Weise mit der technologischen Okkupation unserer Welt auseinander, hinterfragt ihren Einfluss auf Individuen und Kollektive und thematisiert in den verschiedensten Medien die Komplexität der westlichen Zivilisation, indem er ihre Mythen zugleich in neue Rätsel auflöst.

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