Les Femmes de GRM
Typographisches Bild: Les Femmes de GRM
Do, 12.01.2017 – So, 15.01.2017, Festival

 

In der Reihe »Les Femmes de GRM« werden Komponistinnen vorgestellt, die am Pariser Studio »Groupe de recherches musicales« gearbeitet oder eng mit diesem zusammengearbeitet haben.

Die Groupe de recherches musicales (GRM) wurde 1958 von Pierre Schaeffer als Institut zur Erforschung der elektroakustischen Musik gegründet. Sie stellte eine von mehreren theoretischen, aber zugleich experimentell arbeitenden Gruppen dar, welche sich unter dem Dach von Schaeffers »Service de la Recherche« am französischen Rundfunk zusammenfanden. Zielsetzung war die Entwicklung einer Plattform, die der Forschung auf den Gebieten der audiovisuellen Kommunikation, der Musik sowie anderer hörbarer oder auch medialer Phänomene dient. Dabei besaßen praktische Forschungsansätze innerhalb der GRM einen besonders hohen Stellenwert. Bis heute werden die Namen einer Vielzahl bekannter Komponisten der musique concrète mit der Gruppe verbunden. 

Auffallend bei der Betrachtung der GRM ist die Dominanz männlicher Künstler in der öffentlichen Wahrnehmung der Institution, obwohl Künstlerinnen von Beginn an entscheidend an der Entwicklung der elektroakustischen Musik um Schaeffer mitwirkten. So absolvierten zwar auch regelmäßig Frauen eine elektroakustische Ausbildung oder ein Praktikum an der GRM, dennoch wurden diese von der Gruppe eher in die Rolle der Assistenz gedrängt. Es scheint, als galten Frauen für die Mehrheit der männlichen Mitglieder eher als schmückendes Beiwerk, anstatt als ebenbürtige Künstlerinnen, Komponistinnen oder Forscherinnen. Die patriarchalen Strukturen fanden sich in der GRM also genauso wieder wie im restlichen Teil der französischen Gesellschaft zu dieser Zeit. In einer Szene, in der das (in der Regel männlich konnotierte) Künstlergenie als höchstes Ideal galt, wurden diese Strukturen zudem nicht nur reproduziert, sondern teilweise noch verstärkt. Auch nach dem französischen Mai 1968 änderte sich dies kaum. 

Verschiedene Generationen von Frauen in der Gruppe um Schaeffer scheiterten wiederholt an den gleichen Hürden: So erwies sich eine eigenständige kompositorische Arbeit der Komponistinnen als schwierig, da ihnen bereits der Zugang zu den notwendigen Studioräumen und Geräten oftmals verwehrt blieb oder dieser zumindest nur erschwert zugänglich war. Auf eine Aufführung ihrer Werke mussten auch die talentiertesten Komponistinnen zudem oftmals vergeblich warten. Aufgrund der damit verbundenen Enttäuschung und Resignation verließen viele weibliche Mitglieder die Gruppe daher schnell. Viele Komponistinnen wandten sich mit ihren Werken gegen die von ihnen erwarteten Rollenzuschreibungen. Ihre Stücke waren weder sensibel, noch vernünftig oder grazil, sondern laut, verstörend und von Gewalt gezeichnet. Dabei arbeiteten die Künstlerinnen mit innovativsten Techniken und trugen so zur Weiterentwicklung von Schaeffers Verfahren bei.

Programm

Do, 12.01.2017   Les Femmes de GRM ICarte blanche: Konzert von Beatriz Ferreyra mit eigenen Werken
Fr, 13.01.2017                Les Femmes de GRM IICarte blanche: Konzert von Evelyne Gayou mit eigenen Werken
Sa, 14.01.2017

Les Femmes de GRM III

Carte blanche: Konzert von Annette Vande Gorne mit eigenen Werken

So, 15.01.2017WorkshopMit Annette Vande Gorne
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