Biographien

Radical Software. The Raindance Foundation, Media Ecology and Video Art

Blick in die Ausstellung »Radical Software«.

 

Frank Gillette

Frank Gillette, Gründungsdirektor von Raindance, produzierte mehrere Mehrkanal-Videoarbeiten, die Parallelen zwischen technologischen, ökologischen und kognitiven Prozessen aufzeigen. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher, darunter »Between Paradigms« (1973) und »Of Another Nature« (1988). Gillette erhielt Stipendien der Rockefeller und Guggenheim Foundations sowie Förderungen des New York State Council on the Arts und des National Endowment for the Arts. Bevor er die Raindance Corporation 1969 ins Leben rief, lehrte er an der Free University of New York Seminare zu Nachkriegsmalerei und Marshall McLuhan. Seine aktuellen Arbeiten umfassen Malerei, Zeichnung und Fotografie. Er lebt und arbeitet in Manhatten und East Hampton, New York.

 

Beryl Korot

Beryl Korot war als Raindance Mitglied am engsten mit der Zeitschrift »Radical Software« verbunden. Korot lernte Ira Schneider während ihres Studiums der Englischen Literatur an der University of Wisconsin kennen. Später arbeiteten sie zusammen an der Veröffentlichung der wegweisenden Publikation »Video Art: An Anthology« (1976) zur Geschichte der frühen Videokunst. Korot war u.a. Stipendiatin der Guggenheim Foundation und wurde vor allem durch ihre Mehrkanal-Videoarbeiten »Dachau 1974« (1974) und »Text and Commentary« (1977) bekannt, die sich jeweils in den Sammlungen Kramlich und Thoma Art sowie in der Sammlung des MoMA befinden. Ihre Arbeiten verknüpfen die Technologie des Videos mit dem Handwerk des Webens und wurden in zahlreichen Museen und Ausstellungen präsentiert, darunter The Kitchen (1975), documenta 6 (1977), Whitney Museum (1980/2002), Täte Modern (2014) und SFMOMA (2016). Mit ihrem Mann, dem Komponisten Steve Reich, konzipierte sie die medialen Werke »The Cave« (1993) und »Three Tales« (2002). »The Cave« wurde auch in der ZKM-Ausstellung »Medium Religion« (2008) gezeigt.

 

Ira Schneider

Ira Schneider studierte experimentelle Psychologie an der Brown University (Bachelor 1960) und der University of Wisconsin in Madison (Master 1964). Während seines Studiums produzierte Schneider zahlreiche preisgekrönte Kurzfilme, bevor er sich dem Medium Video zuwandte und Raindance beitrat. Schneider war von 1972–1993 Präsident der Gruppe und restaurierte zahlreiche Videoarbeiten, die sich nun in der ZKM-Sammlung befinden. Seine Videoinstallationen »Manhattan is an Island« (1974) und »Time Zones« (1980) wurden international ausgestellt, u.a am Whitney Museum und am Museo Reina Sofia. Schneider, der 1993 nach Berlin zug, führt sein künstlerisches Schaffen fort und produziert u.a. Video­dokumentationen, Kunst- und Installationsarbeiten sowie Informations-Collagen. Schneider war Mitherausgeber der Zeitschrift »Radical Software« und der Publikation »Video Art: An Anthology« (1976). Er veröffentlichte zuletzt mehrere Bücher, darunter »Enjoying Depression« (2016). Schneider erhielt mehrere Stipendien und Auszeichnungen, darunter ein Stipendium der Guggenheim Foundation (1977), ein Fulbright Stipendium (1993) sowie den Hannah-Höch-Preis (2006).

 

Michael Shamberg

Michael Shamberg war Korrespondent beim »TIME Magazine«, bevor er 1969 Raindance mitbegründete. Sein Buch »Guerrilla Television« war die sechste Ausgabe des ersten Bandes von »Radical Software«. Darin umriss Shamberg die Ideen des Raindance-Kollektivs in Form eines – an junge Aktivisten gerichteten – Medien-Manifests. 1972 gründete Shamberg Top Value Television (TVTV) mit dem Ziel, alternative Videodokumentationen zu produzieren. Gegenwärtig ist Shamberg ein Film- und Fernsehproduzent. Er produzierte über 40 Filme, darunter »Erin Brockovich«, »World Trade Center«, »Freeheld«, »Freedom Writers«, »Contagion«, »Gattaca«, »Django Unchained«, »Pulp Fiction«, »Out of Sight«, »Get Shorty«, »A Fish Called Wanda«, »Garden State«, »Reality Bites« und »The Big Chill«. Shamberg wurde für zwei Academy Awards nominiert und seine Filme erhielten 32 Oskar-Nominierungen. Er produzierte die internationale Fernsehserie »Into the Badlands« und ist als Berater für BuzzFeed Motion Pictures tätig.

 

Paul Ryan

Paul Ryan war ein Theoretiker, der während seiner Assistenz bei Marshall McLuhan an der Fordham University begann, sich für die Beziehung von Video und kybernetischer Theorie zu interessieren. Seine erste Installation war die Arbeit »Everyman's Moebius Strip«, die 1969 in der Ausstellung »TV as a Creative Medium« präsentiert wurde. Mit seinen Videobändern und Beiträgen in »Radical Software«, die er anschließend in der Publikation »Birth and Death and Cybernation« (1973) weiterentwickelte, trug Ryan wesentlich zur inhaltlichen Ausrichtung von Raindance bei. 1972 zog er ins Hudson Valley und begann seine Arbeit am sogenannten Earthscore-Notationssystem, einem ökologischen Ansatz der Videoproduktion. Des Weiteren war Ryan als Professor für Medientheorie tätig. Seine Arbeiten waren auf zahl­reichen Ausstellungen vertreten, u.a. am MoMA (1984), im The Whitney Museum (1999-2000) und auf der Biennale von Venedig (2002).

 

Weitere Mitwirkende

Raindance war eine kooperative Organisation, deren zahl­reiche Mitwirkende nicht alle aufgeführt werden können. Louis Jaffe und Marco Vassi halfen bei der Gründung von Raindance 1969. Jody Sibert war anfangs für die Verwaltung der Gruppe tätig. Vic Gioscia, Harvey Simonds und Megan Williams waren ebenso in den ersten Jahren Mitwirkende von Raindance. Phyllis Gershuny war die ursprüngliche Mit­herausgeberin von »Radical Software«, bevor Dean und Dudley Evenson Raindance 1971 beitraten. Russ Johnson unterstützte Ira Schneider bei der Umsetzung von »Night Light TV«. Davidson Gigliotti, ehemaliges Mitglied von Videofreex und Media Bus, hat den Online-Auftritt von »Radical Software« entworfen, der seit 2003 sämtliche Ausgaben digitalisiert öffentlich zugänglich bereit stellt.