Bedlam - Pentalog für 5 Projektionen. Interview mit Robert Darroll und Sean Reed

Dauer
13:46
Kategorie
Interview
Datum
18.03.2005
Beschreibung

Computergrafik- und Klanginstallation

»Bedlam« benannte ursprünglich eine Irrenanstalt im mittelalterlichen England und ist heute Synonym für wirre, chaotische Zustände. Die Arbeit von Robert Darroll (Animation) und Sean Reed (Musik) basiert auf einem Bühnenstück von Darroll, in dem fünf Performer ihre gemeinsame Flucht aus Bedlam planen. Doch da die Akteure die Inhalte ihres Gesprächs jeweils unterschiedlich interpretieren, reden sie ständig aneinander vorbei und kommen überhaupt nicht von der Stelle. In ihrer ca. 30minütigen audiovisuellen Installation, die im Kubus in Endlosschleife zu sehen war, gelingt den Künstlern eine eindrucksvolle Metaphorik.
Fazit: Eine objektive Wirklichkeit kann es nicht geben.

Die Installation setzt sich aus 5 synchronisierten DVD-Playern zusammen.
Sie repräsentieren 5 Stimmen, die auf eine bestimmte Animationsfolge aufeinander abgestimmt sind. Es besteht sozusagen ein Dialog zwischen den einzelnen Screens. Der Begriff Pentalogue ergibt sich aus der Tatsache, dass es sich um 5 kommunizierende Screens handelt. Robert Daroll geht es bei seiner Videoarbeit weniger um rationales Verstehen, als um das individuelle »Erlebnis«, darum Verknüpfungen von Sound, Text und Image zu »erfahren«. Diese Erfahrung zielt auf eine Konfrontation des Besuchers mit Simultanität als einem Hauptmerkmal zeitgenössischer Kultur ab. Durch das gleichzeitige Aufblitzen differierender Bedeutungen ergibt sich ein Netzwerk, in dessen Zentrum der Rezipient steht. Versucht man Darolls Arbeit aufzuschlüsseln, so stößt man auf 5 verschiedene Köpfe, die zwischen den Intervallen der Projektion erscheinen. Es sind die Gesichter von Freud, Darwin, Beckett, Galileo, Newton. Diese Auswahl traf der Künstler aufgrund der enormen Bedeutung dieser Persönlichkeiten für die westliche Zivilisation: Forscher wie Darwin oder Newton haben unsere Wahrnehmung auf die Welt maßgeblich verändert und Beckett schuf sein Konzept vom existenziellen Weltbezug. Gemeinsam verdeutlichen sie eine zentrale Analogie von Kunst und Wissenschaft: Das menschliche Bemühen, die Welt/Umgebung zu verstehen.
In der Moderne glaubte man noch daran, dass dieses Ziel mit Hilfe der Wissenschaft erreichbar sei, ein Glaube, der durch postmoderne Philosophien, wie beispielsweise Derrida, in Zweifel gezogen wurde: Derrida sagt, dass wir niemals alles verstehen können, da jedes Verstehen immer nur eine freie Interpretation ist.
Trotz Darrols Bezügen auf den postmodernen Diskurs, ist es mehr ein allgemeines Empfinden von Unsicherheit/Desorientierung in der Gegenwart, welches im Fokus der Arbeit steht, deren Konklusion davon ausgeht, dass je mehr Wissen dem Menschen zur Verfügung steht, desto unkontrollierbarer seine Welt wird. Das zeigen die verwirrenden Bildausschnitte, für die der Künstler auf Datenbanken, TV und für die Erstellung der Animationen auf die 3D-Software »Maya« zurückgriff.

Die erste Zusammenarbeit von Daroll und Reed fand 2001 im Rahmen von »Noemata No. 1« statt, als Reed eine Komposition von 5 Minuten für einen Animationsfilm kreierte.
Daroll legt in seinen Arbeiten besonderen Wert auf die emotionale Qualität und die Rhythmisierung seiner Bilder, was durch die Musik unterstrichen wird.