Nanni Balestrini

Nanni Balestrini zählt als Dichter, Schriftsteller, Verlagslektor, Zeitschriftengründer und Künstler zu den bedeutendsten Vertretern der italienischen Nachkriegsavantgarde.

Seine ersten Gedichte erschienen 1956 in »Documenti d’arte d’oggi«, der Zeitschrift des Movimento Arte Concreta (MAC) und der Groupe Espace. Als Lektor arbeitete Balestrini 1956 zunächst für die Literaturzeitschrift »Il verri«, dann, ab 1961, für den Mailänder Verlag Feltrinelli. 1961 wurden seine Gedichte in der Anthologie »I Novissimi« veröffentlicht. Ebenfalls 1961 publizierte er erstmals seine visuellen Collagen sowie das computergenerierte Gedicht »Tape Mark I«. 1963 wurde Balestrini Mitbegründer der Gruppo 63.

Bereits in den 1960er-Jahren verwendete Balestrini Computer für das künstlerische Verfahren der Montage. Nach »Tape Mark I« weitete er das Prinzip mit »Tristano« (1966) auf den Roman und mit »Tristanoil« (2012) auf den Film aus. Im deutschen Sprachraum ist Balestrini vor allem für seine politischen Romane bekannt. »Wir wollen alles« (1971), »Die Unsichtbaren« (1987) und »Der Verleger« (1989) verarbeiten die politische Geschichte Italiens und der sozialen Bewegungen der 1960er- und 1970er-Jahre. In Folge seines linken politischen Engagements ging Balestrini 1979 ins Exil nach Frankreich. Seit 1985 lebt und arbeitet er in Rom, Mailand und Paris.