Paul Sharits

Geburtsjahr, Ort
1943, Denver/Colorado, Vereinigte Staaten
Todesjahr, Ort
1993, Buffalo/New York, Vereinigte Staaten
Rolle am ZKM
in der Sammlung
Biografie

Paul Sharits ist einer der Hauptvertreter des Strukturellen Films und wie Tony Conrad [Mit-]Erfinder des »Flicker«-Genres. Ausgebildet in Malerei und Visuellem Design stellt er 1966 seinen ersten Farb-Flicker-Film fertig: Ray Gun Virus besteht aus einer Abfolge wiederkehrender monochrom-farbiger und schwarzweißer Einzelbilder. Diese Anordnung erzeugt ein konstantes, in Rhythmus, Farbe und Intensität variierendes Flackern. Sharits negiert die filmische Illusion und legt den Fokus auf Funktionsweise und Material des Films sowie auf die subjektive Wahrnehmung des Betrachters. In N:O:T:H:I:N:G [1968] oder T,O,U,C,H,I,N,G [1968] versetzt er die »Color Fields« mit Referenzbildern und erweitert damit das reduzierte Konzept des » Flicker-Films«. Zunehmend entwickelt sich auch die Tonspur zum gleichwertigen, rhythmisierenden und eigenwilligen Element seiner Filme. Spätere Arbeiten fokussieren sich verstärkt auf die physikalische Materialität des Filmstreifens, indem er bearbeitet, zerkratzt, verletzt wird. In 3rd Degree [1982] assoziiert Sharits die Fragilität des Filmmaterials mit der Verletzlichkeit des menschlichen Körpers. Die Frozen Film Frames [1960er-1970er Jahre] sind serielle Arrangements von Filmstreifen, die wie die skizzenhaften Scores [Partituren] die filmische Gesamtstruktur visualisieren. Mit den Locational Film Pieces [ab 1971, u.a. Epileptic Seizure Comparison, 1976] wechselt Sharits den Kontext vom frontal ausgerichteten Kinoraum in den Galerieraum und erweitert durch die offene Struktur und das Zusammenspiel unterschiedlicher Synchronitäten die Möglichkeiten der Rezeption. Sharits hat sein filmisches Denken nicht nur in Filmen und Filminstallationen, sondern auch in exzellenten theoretischen Schriften dokumentiert. Seine Installationen mit multiplen Projektionen haben nicht nur den Filmraum und die Filmzeit erweitert, sondern den Bildraum überhaupt, auch den der Malerei. Als Mitglied der Fluxus-Bewegung in New York hat er daneben auch Objekte und Performances mit tiefer Expressivität produziert.

Im nichthierarchischen Nebeneinander untersucht Sharits unterschiedlichste Repräsentationsweisen, von Film bis zur Malerei. Anfang der 1980er Jahre entstehen abstrakte, aber auch expressionistische Bildgründe mit figurativen Elementen. Häufig nimmt er Motive und Ideen wieder auf, verlagert sie vom einen Medium in das nächste und macht den zirkulierenden Prozess des Denkens selbst zum Thema. Sharits lehrte von 1973 bis zu seinem Lebensende 1993 am Department of Media Study der State University of New York at Buffalo [SUNY, Buffalo].