R. Buckminster Fuller: Software

Radical Software, Vol. 1, Nr. 1 (1970)

Blick in die Ausstellung »Radical Software«.

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Buckminster Fuller, "Software", in: »Radical Software«, Vol. 1, Nr. 1, 1970
Buckminster Fuller, "Software", in: »Radical Software«, Vol. 1, Nr. 1, 1970
© Buckminster Fuller, Raindance

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... und auf diese Weise finden wir heraus, was die wahre Funktion des Menschen ist, nämlich seine Erfahrungen zu ordnen, das, was wir das Normale nennen, zu entwickeln und nützlich zu sein ... wir hören Leute über Technologie reden, als sei sie etwas sehr Bedrohliches, aber wir sind Technologie, das Universum ist Technologie ... es ist einfach die Frage unseres Verständnisses von diesen Dingen ... dass der Natur diesen wunderbaren Austausch hat ... und was dann entstand, war diese kurzsichtige – wirklich angstvolle – Furcht des Menschen angesichts der Frage, ob er überleben wird ... ihm wurde erzählt, es gebe auch nicht annähernd genug Raum, in dem er sich bewegen kann ... deshalb müsse man rausgehen und auf seine eigenen Angelegenheiten achtgeben, auf seine Familie aufpassen ... daran müsse er festhalten und den kürzeren Weg nehmen ...

...und wenn daher unsere junge Welt ... wie das junge Mädchen, das so großartig am Earth Day sprach, ein acht Jahre altes Kind, aus dem die reine Wahrheit herausströmte, ihre Augen konnten es klar und deutlich erkennen, als sie sagte, wir sollten nichts wegwerfen, wir sollten Dinge wiederverwenden, solche Sachen sagte sie ... das kleine Mädchen sah dies ... und dementsprechend besteht das Ergebnis des gesamten außerordentlichen Earth Days darin, dass die gesamte Menschheit Dinge begreift, die erledigt werden müssen, während sie bis gestern noch annahm, dass das jemand anderes erledigt ... die Tatsache, dass sie derart arm waren ... sie hatten so wenig Zeit ... sie mussten 12 bis 14 Stunden pro Tag arbeiten ... in meinem ersten Job habe ich tatsächlich 18 Stunden pro Tag  gearbeitet ... man kann rein gar nichts erledigen, man geht nach Hause, ich hatte kaum noch genug Kraft, mein Abendessen zu essen, bevor ich auf mein Bett sank, um zu schlafen ...  deshalb meine ich, dass der Mensch überhaupt keine Zeit hatte nachzudenken, genauso wie er nicht das entsprechende Vokabular hatte ... er besaß die Bildung nicht ... die Bildung stammte nicht so sehr aus der Schule als vielmehr aus dem Radio ... die Menschen, die die Jobs beim Radio hatten, hatten eine gute Ausdrucksweise, eine großen Wortschatz, der nötig war für ihren Job, dementsprechend konnte das Kind einem großen Wortschatz zuhören, den der Papa nicht besaß ... und auf diese Weise haben wir die Fähigkeit zu kommunizieren tatsächlich ausweiten können ... und jetzt, da wir nun wissen, wie man kommuniziert, wissen wir, dass es viele Abstufungen von Informationen gibt ... dieses kleine Kind – so eindrucksvoll und so voller Weisheit war der wunderschöne Sprachschatz an Wörtern, über den sie verfügte bei dem, was ihr spontan einfiel ... als ich ein kleines Kind war, war alles, was Kinder sagten, "Ich mag das nicht" oder "Wow" ...  sie haben einfach einen Laut von sich gegeben, weil sie nicht über die Ressourcen verfügten, sie auszudrücken ... die gleiche Weisheit ...

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Buckminster Fuller, "Software", in: »Radical Software«, Vol. 1, Nr. 1, 1970
Buckminster Fuller, "Software", in: »Radical Software«, Vol. 1, Nr. 1, 1970
© Buckminster Fuller, Raindance

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... und deshalb ist das, was wir jetzt wirklich erreichen müssen, dass wir das in diesem Kind vorhandene Bewusstsein entwickeln ... wir müssen die richtige Art von Informationen verbreiten ... Industrialisierung und Technologie sind nichts Neues ... Sie und ich sind Technologie, und dabei jeder Art von Technologie überlegen, die wir jemals erdacht haben ... diese Kamera sieht ziemlich plump aus im Vergleich zu meinem Auge, und mein Auge hat schon immer seinen eigenen Belichtungsmesser – es ist mit allem ausgestattet ... und aus diesem Grund sage ich ganz einfach: Wenn sich diese Kamera auch selbst neu erschaffen könnte, wenn sie sich in Form halten und innerhalb der nächsten 70 Jahre verbessern könnte, dann hätte man etwas, was annähernd der Technologie entspricht, aus der Sie und ich letztlich bestehen ... Technologie ist nichts Neues ... wir sind bisher nur etwas zu plump mit ihr umgegangen ... unsere Gesellschaft muss sicherstellen, dass uns niemand in die Irre führt ... dass uns unsere eigene Unwissenheit nicht dazu bringt, in die falsche Richtung zu gehen ...

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»Radical Software«, Vol. 1, Nr. 1 (1970)

Redaktion: Beryl Phyllis, Korot Gershuny
Verleger: Michael Shamberg
Mitgründer:  Ira Schneider
Produktion: Phyllis Gershuny, Beryl Korot, Linda Nusser, Ira Schneider, Michael Shamberg