7. Experiment

Gleich mit seiner Gründung war das Bauhaus – vor allem aus konservativen Regierungs- und Bürgerkreisen – mit dem Vorwurf konfrontiert, Meister und Studierende würden nur experimentieren, ja die ganze Institution sei nur ein Experiment.

Wollten die Kritiker das Bauhaus mit solchen Aussagen diskreditieren, war das Experimentieren für die Bauhäusler tatsächlich ein bewusstes und bestimmendes Prinzip neben Lehre und Theorie. Denn man war sich sicher: Das Neue, nach dem man hier nach dem Ersten Weltkrieg intensiv suchte, kann nur im Experimentieren entstehen. Experiment, das bedeutete keine wissenschaftliche Versuchsanordnung, sondern freies, spielerisches Probieren, wie es im Vorkurs des Bauhauses von jedem Studierenden erkundet wurde.

Zur großen Bauhaus-Ausstellung 1923 präsentierte das Bauhaus in einer vielfältigen Schau die Ergebnisse seiner Experimente, darunter ein gebautes »Versuchshaus« sowie »Reflektorischen Farblichtspiele« der Studierenden Ludwig Hirschfeld-Mack und Kurt Schwerdtfeger.

Als das Bauhaus 1925 nach Dessau umzog, wo die Werkstätten nun »Laboratorium-Werkstätten« hießen, wurde bald die Kleinschreibung in Briefen, Prospekten und der hauseigenen Zeitschrift eingeführt.

In Dessau experimentierte Marcel Breuer mit gebogenem Stahlrohr, um Möbel daraus zu formen, und Oskar Schlemmer hatte im Bauhausgebäude endlich eine eigene »Versuchsbühne« für seine Bühnenexperimente. Schließlich die Fotografie: Nirgendwo wurde am Bauhaus außerhalb des Unterrichts so hemmungslos experimentiert wie mit dem Fotoapparat und der Entwicklungstechnik, dank der Kleinbildkamera, die hier zahlreiche Bauhäusler besaßen.