Marcus Steinweg: Philosophische Diagrammatik

07.05.2013

Zahlreiche Texte an einer Wand, die durch Striche miteinander verbunden sind

 
Vortrag vom Donnerstag, den 11. April 2013

„Das Diagramm“, schreibt Deleuze in seinem Buch zu Francis Bacon, „ist zwar ein Chaos, aber auch der Keim von Ordnung [...].“

Der Philosoph und Künstler Marcus Steinweg war für einen Vortrag im ZKM | Karlsruhe zu Gast. Seine Arbeit fällt durch zahlreiche Vorträge, Ausstellungen und Projekte auf und er ist Mitherausgeber der Zeitschrift Inaesthetics. Seit mehr als 10 Jahren zieht Steinweg für seine philosophische Arbeit Diagramme heran, in denen er versucht, Begriffskonstellationen darzustellen und Begriffe einander anzunähern. Bei dieser grafischen Darstellung kann das Diagramm die unterschiedlichsten Formen annehmen. Sein Diagramm The Subject of Art entstand 2011. Es beinhaltet verschiedenfarbig markierte Begriffe, Personen und selbstverfasste Texte, die durch verbindende Linien in Beziehung zueinander gesetzt werden.

Diese Linien sollen ein gedankliches Netz bilden, welches Steinwegs philosophische Position visualisiert. Daraus entsteht dann ein hochkomplexes und einen für manchen Betrachter auch chaotisch wirkendes Ordnungssystem.

Dabei geht es der Diagrammatik hauptsächlich um zwei Dinge: Komplexitätsdemonstration und Komplexitätsreduktion. Es gehört zur impliziten Gewalt der diagrammatischen Praxis, dass sie die Überkomplexität eines unübersichtlichen Sachverhalts mit Hilfe von Reduktion zu bändigen versucht. Für Marcus Steinweg ist es für die diagrammatische Praxis unerlässlich, statt ihre Gewaltsamkeit zu verbergen, sie mit auszustellen.

Text: Sibylla Neer

Ausführliche Version des Beitrags

__________________

Zitat: Gilles Deleuze Francis Bacon. Logik der Sensation aus dem Französischen übersetzt von Joseph Vogl. Wilhelm Fink Verlag, München 1995.