Art & Language & Luhmann Nr. 2
Vier graue Aktenschränke vor einer hell angeleuchteten Wand.
Conceptual Arts Meets Second Order Cybernetics
So, 30.04.2000 , Symposium
Die Entdeckung des genetischen Codes ist die letzte Ausformulierung des humanistischen Projektes, den Kosmos und das Leben einer Beschreibung durch den Menschen zugänglich zu machen. Die »mathesis universalis«, die Mathematik als universale Sprache, angefangen mit dem Mendelevschen System der Elemente bis zu den Mendelschen Gesetzen der Vererbung, hat sich als pythagoräischer Traum bis in die letzten Reste der humanen Möglichkeiten verwirklicht. In dem Zustand, in dem eine Gesellschaft sich befindet, wenn sie selbst glaubt, als System vollständig beschrieben werden zu können, gilt es natürlich, die Systemfähigkeit und die Systemeigenschaften aller Erscheinungen des Lebendigen zu überprüfen. Die Systemtheorie des vor einem Jahr verstorbenen Soziologen Niklas Luhmann ist eines der aktuellsten und avanciertesten Modelle für eine universale Beschreibung aller sozialen Bereiche, von der Intimität bis zur Wissenschaft. Seine Theorie der Kommunikations- bzw. Beobachtungsverhältnisse klärt uns über die moderne Gesellschaft auf, sie untersucht die Funktionsweisen der Teilsysteme und das Verhältnis, in dem diese zueinander stehen. Die damit verbundene Desillusionierung des Handelns und seiner Motive schafft produktive Ent-Täuschung in der Politik, so gut wie in Naturwissenschaft, Geisteswissenschaft und Kunst.

Mit einem internationalen Symposium namhafter Theoretiker und Philosophen und der Ausstellung »Art & Language & Luhmann No 2« setzen das Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, das Institut für soziale Gegenwartsfragen Freiburg und die Jackson Pollock Bar Freiburg ein Projekt fort, das 1995 unter Beteiligung von Niklas Luhmann in Wien begonnen wurde. Mit diesem Projekt werden eine der radikalsten selbstreflexiven Kunstpraktiken und die fortschrittlichste Theorie beobachtender Systeme zu einem direkten transdisziplinären Diskurs zusammengeführt: die Arbeiten der britischen Konzeptkunstgruppe »Art & Language« und die Systemtheorie Niklas Luhmanns.

Eine Veranstaltung im Rahmen der 15. Europäischen Kulturtage.
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Programm

10:00 Einführung durch Christian Matthiesen (Jackson Pollock Bar, Freiburg) und Peter Weibel (ZKM Karlsruhe)
10:30 Dirk Baecker
»Die Form der Beobachtung«
11:15 Thomas Dreher
12:00 Charles Harrison
»On a Picture Painted by Actors«
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14:00 Peter Weibel/ Tom Fürstner
14:45 Boris Groys
15:30 Colin de Land
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16:30 Art & Language (Michael Baldwin, Charles Harrison, Mel Ramsden)
»Indexing and Conversation«
18:00 »Niklas Luhmann: Vortrag mit Lichtbildern« – eine Theorie-Installation der Jackson Pollock Bar
 
19:30 Podiumsdiskussion
   
 


 
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ZKM
Kooperationspartner
Institut für soziale Gegenwartsfragen Freiburg