Eran Schaerf. FM-Scenario: Realitätswettlauf
Zwischen einer Konstruktion aus hellen Möbelskulpturen aus Holz stehen zwei Personen undefinierten Geschlechts. Sie Blicken auf einen Kaktus.
Sa, 22.06.2013 – So, 25.08.2013
Die Ausstellung zeigt drei Installationen des Künstlers, welche sich auf unterschiedliche Weise mit dem Thema Geschlechtsverständnis auseinander setzen.
Untertitel:
 
Beschreibung:
Am 21. Juni 2013 eröffnete die Ausstellung »Eran Schaerf. FM-Scenario: Realitätswettlauf«. Das intermediale Projekt nutzt das Internet als Produktionsort, um Inhalte für weitere Medien − konkret: Radiosendung, Ausstellung und Publikation − zu generieren. Den Ausgangspunkt des Projektes bilden Eran Schaerfs Nachrichtenhörspiele aus den Jahren 1997 bis 2011 sowie neue Texte.
 
Exemplarisch für die Nachrichtenhörspiele von Eran Schaerf ist »Die Stimme des Hörers« (2002), ein fiktiver Radiosender, der von einem Computerprogramm moderiert wird. In ihm nutzt Schaerf das Format der Nachrichten, um die Relativität ihres Anspruchs auf Objektivität aufzuzeigen: Nachrichten beschreiben nicht nur angebliche Tatsachen, sondern lassen jede Berichterstattung zu einer Erzählung unter vielen werden.
 
Auf der Website www.fm-scenario.net hat Eran Schaerf ein sich erweiterndes Archiv von Audiomodulen angelegt. Dieses Online-Studio ist keine Informationswebseite, sondern ein für alle offener Produktionsort: „Aktuell ist, was sich recyceln lässt. Willkommen im fm.scenario.net – dem Online-Studio der »Stimme des Hörers«. Hier können Sie Ihren persönlichen Mix der »Stimme des Hörers« zusammenstellen, mit anderen NutzerInnen teilen und zur Sendung bringen. Zur Verfügung stehen Ihnen Fragmente der »Stimme des Hörers«, einem Rundfunksender für Höreranrufe, der von einem automatischen Moderator betrieben wird: Alltagsgeschichten, die HörerInnen im Wiederaufführungsstudio des Senders inszeniert haben; Blogbeiträge von Charakteren, die ihre fiktive Umgebung verlassen haben; Kommentare des automatischen Moderators; und nicht zuletzt Sendungen anderer Sender, denn... wenn niemand bei der »Stimme des Hörers« anruft, schaltet der automatische Moderator um auf Sendersuche, borgt Programme, die er in seinem Empfangsbereich findet und sendet sie. Wählen Sie aus, stellen Sie zusammen – und bringen Sie Ihren Mix aus zwei bis unendlich vielen Fragmenten zur Sendung.“ (www.fm-scenario.net)
 
ZKM-Kuratorin Margit Rosen hat aus diesen Audiomodulen des Archivs die Erzählung »FM-Scenario: Realitätswettlauf« zusammengestellt: In dieser Erzählung loggt sich ein Hörer (oder eine Hörerin) in die Sendung »Die Stimme des Hörers« ein, zögert aber bei der für die Registrierung erforderlichen Angabe des Geschlechts. Analog zu staatlichen Regelungen zwingt die Maschine den Hörer, sich als Individuum über die Geschlechtszugehörigkeit zu identifizieren − als unverzichtbare Grundlage aller weiteren Kommunikation. Wäre der Moderator nicht ein Computerprogramm, würde er vielleicht verstehen, dass Geschlecht nicht eindeutig festgelegt ist, sondern in der Aufführung von Rollen konstruiert wird.
 
Eran Schaerf dient diese Montage als Skript für eine Aufführung, die im Ausstellungsraum vor Kameras, jedoch ohne Publikum stattfindet. Die so entstandenen Bilder, sind eines von mehreren Elementen der drei szenischen Rauminstallationen, mit denen Schaerf die Ausstellung bespielt: In einer Installation, deren Szenografie eine räumliche Referenz an die längst verschwundenen Fernsehtestbilder ist, wird die von Margit Rosen erstellte Audio-Montage »FM-Scenario - Realitätswettlauf« zu hören sein.
Die zwei weiteren Installationen in der Ausstellung richten den Fokus, als wären es Nahaufnahmen, auf zwei Themen aus »FM-Scenario – Realitätswettlauf«: auf das Geschlechtsverständnis der Maschine bzw. des automatischen Moderators sowie auf die Ambivalenz von Medienbildern. So zeigt die zweite Installation »Geschlecht (Geschichte)« das im Vorfeld der Ausstellung produzierte »stock footage« als eine Möglichkeit des In-Bilder-Setzens einer Erzählung. Die dritte Installation, »Robin Hood of the West Bank«, bildet, je nachdem welcher Eingang gewählt wird, den Auftakt oder den Abschluss der Ausstellung. Der dargestellte Gerichtssaal kann dabei das medial belegte Ereignis ebenso in Erinnerung rufen, wie dessen denkbare Wiederaufführungen.
 
Die Ausstellung ist die dritte von derzeit fünf geplanten Ausstellungen des Projektes »FM-Scenario – Die Stimme des Hörers« von Eran Schaerf.
 
Margit Rosens Audiomontage wurde am 21. Juni 2013 um 21.03 Uhr vom Bayerischen Rundfunk auf Bayern2 in der Sendung »hör!spiel!art.mix« gesendet. Die Sendung ist als Podcast auf www.hoerspielpool.de zum Download verfügbar, wo bereits jetzt die bisherigen Montagen sowie Hintergrundsendungen als Podcasts zu finden sind.

Projektkurator: Joerg Franzbecker
Projektleitung: Herbert Kapfer und Joerg Franzbecker
Ausstellungskuratorin: Margit Rosen
Projektkoordination ZKM: Annina Zwettler
Aufführung und Bildproduktion: in Zusammenarbeit mit Kerstin Honeit, Karolin Meunier, Stefan Pente, Andrea Thal und William Wheeler
 
Das Projekt wird gefördert mit Mitteln der Kulturstiftung des Bundes. »FM-Scenario – Die Stimme des Hörers« (2012–2014) ist eine Produktion von a production e. V., Berlin und dem Bayerischen Rundfunk / Hörspiel und Medienkunst, in Kooperation mit Hartware MedienKunstVerein, Dortmund; Haus der Kulturen der Welt, Berlin; Les Complices, Zürich; Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt; und dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe.
 
Impressum
Ausstellungsteam

Henrike Mall (Technische Projektleitung)
Annina Zwettler (Organisatorische Mitarbeit)
 

Organisation / Institution
ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie
Kooperationspartner

a production e. V., Berlin ; Bayerischen Rundfunk, Hörspiel und Medienkunst ; Hartware MedienKunstVerein, Dortmund ; Haus der Kulturen der Welt, Berlin ; Les Complices, Zürich ; Museum für Konkrete Kunst, Ingolstadt

Sponsoren

Kulturstiftung des Bundes

Mitwirkende