Otto Beckmann

Imaginäre Architekturen

»Imaginäre Architekturen« von Otto Beckmann. Zu sehen ist eine trübe Skyline. Zwei große, figürliche Architekturen bilden das Hauptmerkmal.
Künstler/innen
Otto Beckmann
Titel
Imaginäre Architekturen
Jahr
1968–1977
Medium / Material / Technik
Farbfotografien

Als Otto Beckmann, Pionier der elektronischen Computergrafik, in den 1960-Jahren Kontakt zu Fachleuten aus technischen Disziplinen suchte, um die Möglichkeiten computergenerierter Bilder zu erkunden, war er der einzige Künstler, der dieses Interesse verfolgte. Mit den Ingenieuren Alfred Graßl und Gerd Koepf, seinem Sohn Oskar Beckmann und dem Kameramann Gerhard Schedl gründete er 1966 die Experimentalgruppe ars intermedia.

Ab 1970 arbeitete Beckmann mit einem für ihn designten »Ateliercomputer a.i.70/73«, einem Computer für künstlerische Zwecke. Die einzelnen Funktionen konnte Beckmann verknüpfen, über Drehregler ließ sich der Bildgenerierungsprozess in Echtzeit interaktiv beeinflussen. Traditionelles Bildgestalten war somit auch mittels Computer möglich. Die Resultate konnten auf Magnetband gespeichert werden; für die Reproduktion wurden Fotografien oder Filmaufnahmen vom Bildschirm hergestellt.

Die Serie »Imaginäre Architekturen« spielt in Beckmanns Oeuvre eine bedeutende Rolle. An ihr ist die ästhetisch-technische Entwicklung von der 2D-Grafik zum 3D-Fotografiehybrid zu verfolgen. Das Ziel war nicht, realisierbare Architekturen zu entwerfen. Indem Beckmann seine Fantastikgebäude in Fotografien mit trostlosen Nachkriegsstadtlandschaften montierte, verlieh er ihnen eine kritische Stoßrichtung. Die Realitätsreflexion kommt auch Ende der 1970er-Jahre in einer dystopischen Vision Beckmanns zum Ausdruck: Aufgrund der Klimaerwärmung zeigt er die Städte Linz und Wien an einem Meer liegend.