Mann in Kostüm aus Gefieder

04.04.2016

Fokus Auf: Koen Vanmechelen »La Biomista - Cosmopolitan Chicken Project«

Das vorgestellte Video legt den Fokus auf die Installation »La Biomista – Cosmopolitan Chicken Project« des Künstlers Koen Vanmechelen, die im Rahmen der Ausstellung »Exo-Evolution« gezeigt wurde. 

VON RABEA RAHMIG

Koen Vanmechelen (*1965, Sint-Truiden, Belgien) ist davon überzeugt, dass wissenschaftliche Fakten und die Kreativität der Kunst gemeinsam Bereiche erschließen, welche die Wissenschaft allein nicht erforschen kann. Vanmechelen hat über die Jahre in seinen Projekten mit Genetikern und Virologen zusammengearbeitet. 2010 erhielt er dafür eine Ehrendoktorwürde der Universität im belgischen Hasselt. Er hat sich zwar nie auf eine künstlerische Darstellungsform spezialisiert, aber inhaltlich hat er einen ganz klaren Schwerpunkt gelegt: Biokulturelle Diversität und Identität.

Hühner
Koen Vanmechelen, »La Biomista – Cosmopolitan Chicken Project« (1999)
© Koen Vanmechelen

Seine Karriere als Künstler begann 1990. Mit dem »Cosmopolitan Chicken Project« (CCP) erlangte Koen Vanmechelen internationale Aufmerksamkeit. Ziel war und ist es, ein kosmopolitisches Huhn zu züchten. Dafür werden Hühnerrassen unter anderem aus China, Amerika, Russland, Frankreich, Belgien, Kuba und dem Senegal gekreuzt.

So sind im Laufe der letzten 25 Jahre 19 hybride Hühnergenerationen entstanden – und das Projekt ist noch nicht abgeschlossen. Durch die Arbeit an CCP hat der Künstler in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern interessante Entdeckungen gemacht: Je weiter die Generationen voran schreiten, desto fruchtbarer werden die Hühner und desto länger leben sie. Die Lebenserwartung der Hühner aus der 19. Generation hat sich teilweise verdreifacht.

Wichtig sind die direkten Auswirkungen auf die Gesellschaft

Koen Vanmechelens Kunst ist dabei sehr vielseitig. Er beschäftigt sich mit Fotografie, Video, Malerei, Skulpturen und Performances. Wichtig ist ihm dabei, dass seine Kunst direkte Auswirkungen auf die Gesellschaft hat. Kunst, nur der Kunst Willen, ist kein Ansatz für ihn: „I can say that l’art pour l’art is not for me“. Das machen seine vier Stiftungen deutlich, »The Walking Egg«, »Cosmogolem«, »The Cosmopolitan Research Project« und »COMBAT«. Sie haben direkte Auswirkungen auf die Gesellschaft: Vanmechelen setzt sich unter anderem für Kinder auf der ganzen Welt ein und arbeitet mit SOS Kinderdörfern zusammen.

Auch »La Biomista«, sein neuestes Projekt, bezieht sich auf die Gesellschaft. Das Spannende sei hierbei die Beziehung zwischen Menschen, Tieren und der Natur. So möchte er erklären, „why the Dromedary is talking to the chicken and the chicken to the human“. »La Biomista« ist gleichzeitig Vanmechelens neues Studio in der multikulturellen Stadt Genk, welches voraussichtlich ende 2017 fertig gestellt wird. Das 24 Hektar große Gelände mit dem Studio, designt von Mario Botta, wird die architektonische Verkörperung Vanmechelens bisheriger Arbeiten werden.

»La Biomista« bietet Vanmechelens »Offener Universität der Diversität« (Open University Of Diversity) sowie seinen vier Stiftungen und dem »Cosmopolitan Chicken Project« ein neues Zuhause. Überdies soll es auch Aufzuchtstationen für Hühner und bedrohte Rassen geben, unter anderem für schwarze Störche und Wölfe. La Biomista soll Wissenschaft und Kunst, Menschen und Tiere, Stadt und Land, Industrie und Handarbeit miteinander verbinden.

Hühnerpärchen aus Belgien zieht ins ZKM

»La Biomista - Cosmopolitan Chicken Project« ist aber auch der Name der Installation des Künstlers in der Ausstellung Exo-Evolution im Rahmen der GLOBALE. Dafür war ein Hühnerpärchen aus Belgien vorübergehend nach Karlsruhe ins ZKM gezogen. Ursprünglich kommt diese Rasse namens »Red Jungle Fowl« aus Tibet. Die Hühner sind laut Vanmechelen die Urhühner, quasi Adam und Eva aller Hühnerrassen...