Michel Winterberg

Melting – the show must go on!

Man sieht das Werk »Melting – the show must go on!«. Zu sehen ist eine Kamera, die auf eine weiße Fläche gerichtet ist. An dieser Stelle scheint die Fläche zu schmelzen. Im Hintergrund befindet sich grün beleuchtete Elektronik.
Künstler/innen
Michel Winterberg
Titel
Melting – the show must go on!
Jahr
2021
Medium / Material / Technik
Projektion, Webcam, elektrotechnische Apparatur mit Nebel, Eis und Licht, Computer, Lautsprecher

»Melting – the show must go on!« ist Miniaturmodell und Reflexionswerkzeug eines inzwischen diagnostizierten globalen Problemkomplexes. Der weltweite Computergebrauch und die riesigen Serverfarmen erzeugen Wärmelasten, die jenen der alten Industrie ähnlich sind. Die Folge: Gletscherschmelze und Klimawandel.

Michel Winterberg verwendet für seine zweiteilige Arbeit Komponenten aus der Computerkühltechnik für die Produktion von Eis auf einer Metallplatte. Eine Webcam ist auf den Eisbildungsprozess gerichtet. Das langsame naturimitative Geschehen wird als Großprojektion gezeigt. Das Geschehen ist spektakulär: Nach einer gewissen Zeit bricht das Wachsen des Eises schlagartig ab und es kommt zu einer Totalschmelze.

Der ästhetische Gegensatz zwischen der Techno-Installation, deren elektromagnetische Geräuschemissionen der Künstler in eine enervierende Komposition aus aggressiv-maschineller Klanglichkeit verwandelt hat, und der fragilen Eiskristallschicht suggeriert die Rollen von Täter und Opfer. Die Installation veranschaulicht, wie sich langsame Naturprozesse und schnelle Verbrauchsökonomien miteinander in Konflikt befinden.

Der Titel »The show must go on!« ist nicht nur ein Hinweis auf die Beharrungskräfte konsumistischen Verhaltens. Er ist auch ein Ruf der Skepsis gegen das eigene Kunstwerk: Wird noch mit der Kritik, die im Werk formuliert wird, ein Genießen adressiert, das den wirklichen Verhältnissen unangemessen erscheint?