Dorcas Müller

Stammbaum des Neurochips

»Stammbaum des Neurochips« von Dorcas Müller. Zu sehen ist ein Finger, der auf eine Wand mit Neurochips zeigt. Diese sind untertitelt und befinden sich auf einer schwarz-weiß karierten Fläche.
Künstler/innen
Dorcas Müller
Titel
Stammbaum des Neurochips
Jahr
2023
Medium / Material / Technik
Halbleiterchips und neuronale Systeme

Halbleiterchips und neuronale Systeme: Dorcas Müllers wissenschaftshistorisch motivierte künstlerische Arbeit »Stammbaum des Neurochips« blendet zwei unterschiedliche Wissensfelder übereinander und formuliert damit implizit eine Erkenntnisfrage. Die erste Schicht erstreckt sich von 1990 und weist voraus in die Zukunft. Seit nunmehr 30 Jahren beschäftigen sich deutsche Forscher:innen mit der Frage, wie Halbleiterchips und neuronale Systeme direkt elektrisch gekoppelt werden können. Langfristiges Ziel dieser Forschung ist es, eine Neuroprothetik zu entwickeln.

Die Ausstattung des Menschen mit Werkzeugen und Technologien verschiebt das Verhältnis zwischen der natürlichen und der kulturellen Seinsweise des Menschen mit jedem neuen Innovationsschub. Zur Veranschaulichung greift die Künstlerin auf den „Stammbaum des Menschen“ von Ernst Haeckel zurück. In der Schrift »Anthropogenie« (1874) entwirft der Vertreter der Darwin’schen Evolutionstheorie ein komplexes Modell der Entwicklung des Menschen.

Seit dem Jahr 2000 ist eine Sammlung der ersten „Neurochip-Einzeller und Mehrzeller“ entstanden, die verschiedenen Stadien der Hybridisierungsevolution von Mensch und Technik verkörpern. Eine Auswahl von 36 dieser Neurochips zeigt der »Stammbaum des Neurochips«. Die Logik des Stammbaums führt zur Frage: Repräsentieren die Chips für Menschen mit Beeinträchtigungen medico-technische Möglichkeiten der Wiederherstellung oder bergen sie sogar evolutionäres Potenzial für einen »Homo protheticus«, der auf eine neue Stufe der Menschheitsentwicklung zustrebt?

In Kooperation mit: Armin Lambacher (Max-Planck-Institut für Biochemie Martinsried/ München), Günther Zeck (TU Wien); Dank an: Peter Fromherz.