Enzyklopädie der Medien, Bd.4: Literatur und Medien

Expansionen der Sprachkunst ins visuelle und technische Feld

Cover of the publication: person standing in front of a wall projection showing letters and geometric shapes

Type of publication
Monograph
Author / Editor
Peter Weibel (ed.)
Publishing house, place
Hatje Cantz, Berlin
Year
2021
Content

Dieses Buch führt in einem großen historischen Bogen in eine revolutionäre Theorie der medialen Bedingungen von Sprache bzw. der Selbstreflexion von Sprache als Medium ein. Vor Jahrtausenden beginnt die Verwandlung von Sprechen in Schrift, die Sequenzierung des kontinuierlichen Lautstroms der menschlichen Rede in diskrete, visuelle Zeichen, in ein Alphabet aus Buchstaben, die als Noten der Laute dienen. Die Zeichencodes bedürfen allerdings eines technischen Trägermediums. Schrift ist das Urmedium, das erste Speicher- und Fernmedium. Sie macht symbolisch anwesend, was real abwesend ist, bringt nahe, was räumlich und zeitlich entfernt ist. Die Technik setzt die Arbeit der Schrift fort: Töne, Texte und Bilder überwinden die räumliche und zeitliche Ferne (griech. tele) durch die Teletechnologien. Durch neue Maschinen und Medien expandiert die Sprachkunst im 20. Jahrhundert ins visuelle und technische Feld. Im Medium des Bewegtbildes finden die beweglichen Buchstaben ihre Befreiung. Lesetexte werden zu Sehtexten. Die Zeichen des Alphabets werden zu abstrakten Zeichen, manuelle und mechanische Techniken werden zu elektronischen.

Die Bindung der Schrift an Papier und Buch setzt aus und die Migration der Buchstaben von einem Gastmedium zum anderen setzt ein: vom Buch zum Bildschirm, von der Papierseite zur Website, Bits und Bytes statt Lettern aus Blei, binäre Ziffernketten statt Zeichenketten, Computer statt Schreibmaschine. Am Ende der Gutenberg-Revolution wird der Algorithmus zum Autor und der Leser navigiert interaktiv im virtuellen Buchstabenfeld. Auf die akustischen und visuellen Codes als erste Stufen der menschlichen Abstraktionsleistung und Symbolverarbeitung folgt nun die dritte Stufe: der numerische Code.

Im vorliegenden Band werden in präzisen Analysen die innovativen Leistungen der Sprachkunst, insbesondere des 20. und 21. Jahrhunderts, und deren Potenzial im digitalen Zeitalter vorgestellt.

Language
German
Description
696 p., 670 Ill., 16,5 x 24,2 cm, Broschur
ISBN
978-3-7757-3873-6
Production / Corporation / Exhibition
ZKM | Center for Art and Media Karlsruhe, University of Applied Arts Vienna
Partners

University of Applied Arts Vienna

Team

Project Management: Ulrike Havemann
Design: Renata Sas (Entwurf), Sascha Fronczek (Layout und Satz)

About the editors