ZKMusik: Musik über Musik
Sampeln, zitieren, neu arrangieren. Wie funktioniert Musik über Musik?
Fr, 25.01.2002 20:00 Uhr CET, Konzert
Ist ein bearbeiteter, ein »gecoverter« Song noch dasselbe Lied oder schon ein anderes – und kann man dieses auch verstehen oder »genießen«, ohne das Original zu kennen? Wie funktioniert Musik über Musik? Ist Musik über Musik ein spielerischer Exkurs oder einfach – neue – Musik? Das Konzert ZKMusik: Musik über Musik kommentiert diese Fragen mit drei Kompositionen

dasselbe ist nicht dasselbe von Nicolaus A. Huber ist eine Komposition für kleine Trommel solo aus dem Jahr 1978. In äußerst differenzierter Weise kommt in dem Stück die ganze Geschichte der kleinen Trommel zum Klingen, und zwar von einem bestimmbaren, im Titel benannten Standpunkt aus. dasselbe ist nicht dasselbe trifft auf das Stück musikalisch zu: Die Rhythmen werden fein verändert, verschoben und andersartig artikuliert. Man meint zunächst, dasselbe zu hören, doch dann merkt man, dass sich etwas verändert hat.
Johannes Goebel nahm 1981 diese Komposition von Huber als Vorlage, um sie zu nicht dasselbe sei nicht dasselbe nicht für Klavier und Klangumformer weiterzuverarbeiten. Goebel: »Ich übernahm die Rhythmen und Spielanweisungen aus Hubers Stück so exakt wie möglich, quasi als Skelett, und fügte wieder Fleisch an die Knochen. Dieses Fleisch sind erfundene Zitate aus der Musikgeschichte – so als ob Huber seine Musik einfach dadurch erreicht hätte, dass er nur die Tonhöhen und Akkorde weggeätzt hätte.«
Das Projekt von Hermann Kretzschmar und Rainer Römer, beides Musiker des Frankfurter Ensemble Modern, reflektiert schließlich auf künstlerische Weise die Situation des Komponisten, der gleichzeitig Forscher, Sammler, Interpret, Improvisator und Arrangeur ist. Der Projektname, Das Geheimnis der Madonna, war dafür zunächst nur ein Arbeitstitel, resultierend aus dem Stück Secret einer CD von Madonna. Piano, Schlagzeug, Sampler, CDs und Zuspielbänder schaffen eine Folie, auf der Musiken aus Film, Pop und klassischen Positionen auftauchen, sich mischen oder zitathaft vorüberziehen. Kretzschmar und Römer fügen die verschiedensten Quellen zusammen [Madonna, Stockhausen, Bayer, Ligeti, Einstürzenden Neubauten, Boulez, Skempton, Goebbels, Zimmermann], verändern das Material und ergänzen alles mit komponierten Objekten – ein Arbeitsvorgang, der mit jedem Konzert weitergeführt wird. kri