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Charles Atlas: Torse (1977)
Do, 14.02.2013 20:00 Uhr CET, Filmvorführung

Merce Cunninghams Choreografie »Torse« untersucht die Flexibilität des Rückens ausgehend von fünf Grundpositionen der TänzerInnen. Aus den Grundfiguren leitet Cunningham 64 mögliche Bewegungen ab; eine Zahl, die der Gesamtsumme der symbolischen Hexagramme des »I Ching« entspricht. Die TänzerInnen realisieren die Phrasen und Schritte der Variationen nicht durch instinktives Agieren oder aus dem Fluss heraus, sondern durch Cunninghams ganz speziellen methodischen Ansatz, der auch den Zufall berücksichtigt.

Der Tanzfilm »Torse«, den Charles Atlas, der langjährige Wegbegleiter Cunninghams 1977 drehte, war von vornherein als eigenständige künstlerische Arbeit konzipiert und ist gewissermaßen die mathematische Fortsetzung der Choreografie. »Torse« wurde an der Universität von Washington mit drei 16mm Kameras aufgenommen, was verschiedenste Blickwinkel auf das tänzerische Geschehen erlaubt. Aus der Einstein’schen Relativitätstheorie übertrug Cunningham für seine Choreografie die Idee, dass es keinerlei fixe Punkte im Raum geben kann und demzufolge auch keine 'beste' oder 'bevorzugte' Perspektive auf das Geschehen.

Beim Screening im ZKM handelt es sich um eine aktuelle HD Restauration des 16mm Materials, die die Originalmusik »REMAINDER« von Maryanne Amacher enthält. Der Komponist Bill Dietz, der sich u.a. um den Aufbau eines Archivs mit bisher unerschlossenen Werken der 2009 verstorbenen Maryanne Amacher kümmert, wird zur Einführung über die Komposition zu »Torse« sprechen und anhand von Klangbeispielen spannende Einblicke in das kompositorische Schaffen von Maryanne Amacher geben.

Bill Dietz (*1983 in Bisbee, Arizona/USA) studierte Komposition am New England Conservatory of Music, Boston, MA/USA und Kulturwissenschaft an der University of Minnesota, Minneapolis, MN/USA. Seit 2003 lebt und arbeitet er in Berlin, zunächst als Student und Assistent von Peter Ablinger. Er arbeitete regelmäßig mit Christian von Borries, Catherine Christer Hennix, Chris Newman und 2009 auch mit Maryanne Amacher zusammen. Seit 2007 ist er der künstlerische Leiter des Ensembles »Zwischentöne«.
Seine Kompositionen wurden unter anderem im Rahmen von Happy Days Sound Festival, Oslo/Norwegen; MaerzMusik, Berlin/Deutschland; Incubator Arts, New York, NY/USA; bei der Romanischen Nacht des WDR, Köln/Deutschland; Tbilisi 6. Never on a Sunday, Tbilisi/Georgien aufgeführt. Außerdem tritt er regelmäßig als Interpret auf (Documenta XII, Musikprotokoll des Steirischen Herbsts, Tate Modern, Hamburger Bahnhof).

Organisation / Institution
ZKM

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