Vesna Petresin-Robert, Rubedo: Audio Morphing
Sa, 11.10.2014 17:00 Uhr CEST, Performance
Digitale Technologien ermöglichen es, dass Körperinformationen - insbesondere die Morphologie und die menschliche Stimme - zu Design-Werkzeugen werden. Töne selbst können Raum unmittelbar formen.

Ausgehend vom menschlichen Körper als Maß aller Dinge werden wir einen alternativen Schöpfungsprozess demonstrieren, in dem intelligente, modifizierbare Objekte, die man am eigenen Körper tragen kann, direkt in 3-D designt und hergestellt werden. Dabei werden Eigenschaften von VFX, Musik, Architektur, Partikel-Physik, 3-D Körperscan, Modedesign, Performance-Kunst und disruptiven Medien miteinander kombiniert.

Dem Experiment liegt die Prämisse zugrunde, dass der menschlicher Körper und die Stimme ein akustisches Muster hervorbringen und ihm eine Form geben können. Der Klang ist sowohl eine musikalische Komposition als auch ein Skulptur-Werkzeug. In der Skulptur wird einer akustischen Architektur eine Form gegeben.

Objekte setzen sich aus Partikeln in einem bestimmten Feld zusammen; sie sind bei jeglichen Dispositiven von Skulptur-, Prozess- und Bewegungserschaffung eine Grundvoraussetzung.
Das bedeutet, dass jedesmal, wenn Aktionen zweier Entitäten verbunden werden, ein multidimensionales Netzwerk entsteht. Audiodaten aus einem musikalischen Werk werden Trigger für Veränderungen in einem 3-D-System. Visuelle Strukturen können sich basierend auf den mathematischen Parametern einer musikalischen Komposition verändern. 

Form wird zu einem System, dass in der Zeit wachsen, auf Veränderungen reagieren und sich ihnen anpassen kann.
Form ist eine dynamische Totalität sich ständig transformierender Energien.
In diesem System wird der Ton zum primären Impuls: seine Frequenz initiiert Bewegung, Rhythmus, Muster, Struktur.

Technische Beschreibung:

Während der Live-Performance verändern Audio-Parameter in Echtzeit das 3-D-Modell einer tragbaren Skulptur; Bestandteile sind Animationen, einem Live-Feed der Audiosignale auf eine Videoleinwand hinter einem Live-Performer auf einer Bühne.
 

Forschungsziele:

Der Kern unserer Arbeit sind Transformationen - von Materiellem, Immateriellem, dem Selbst.
Wir suchen Elemente, die Kulturen verbinden anstatt sie zu trennen, und bei der Suche nach archetypischen formellen Konstanten hilft uns die Wissenschaft, indem sie ermöglicht, wiederkehrende Muster in der Natur und der menschlichen Wahrnehmung zu entdecken. 
Wahrnehmungsverschiebungen, Ambiguität, Illusionen, aus dem Chaos hervorgehende Muster, der Fehler im geordneten System, der Moiré-Effekte in überbelichteten Feldern erzeugt - all das ist eminent wichtig, um zu zeigen, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen und konstruieren. Fehler und Kollaps sind Trigger der illusorischen Erfahrung, und führen den Fokus zurück zum Körper.

Es braucht das Gefühl, in einem Raum zu sein, Empathie, widersprüchliche Strukturen und ein Gefühl von Geborgenheit, um illusorische Räume und immersive Erfahrungen zu schaffen. Grenzen zwischen dem Mediiertem und dem, was tatsächlich erfahren wird, können verwischen.
Wenn alle Sinne involviert sind und mit der Umwelt verschmelzen, kann zwischen dem Werk, dem Künstler und dem Publikum kann eine unmittelbare Verbindung geschaffen werden. Dennoch kann die Erfahrung persönlich sein, und einen verändern. 

Wir können Transformationsprozesse verwenden, um Prozesse in der Natur zu stimulieren; hier werden transitorische Strukturen auf allen Ebenen eines System hervorgebracht, beeinflusst von Energiefeldern und ihr eigenes Verhalten in Erwartung kommender Veränderungen anpassend.  Das Resultat ist nur Teil des Prozesses, das Ganze ist mehr als die Summe der Einzelkomponenten, Konflikt kann eine Konstruktivkraft sein, und Fehler können sich als eine weitere kreative Möglichkeit entpuppen.