GLOBALE: David Link: Monster Resurrection
Zu sehen ist eine Rekonstruktion der »Manchester Baby«, des ersten Computers der Welt
Eine Archäologie rechnender Maschinen
Fr, 04.12.2015 – Sa, 30.04.2016

Veraltete Maschinen sind wie Ungeheuer, deren Inneres keiner mehr versteht – unfassbar und unheimlich. Wenn sie untergegangen sind, bedarf es der gemeinsamen Anstrengung von Geist und Ingenieurskunst, um sie wieder zum Leben zu erwecken.

 
»Monster Resurrection«, eine Videoinstallation des Künstlers und Theoretikers David Link, portraitiert vier britische Ingenieure und Kuratoren, die Medienarchäologie betrieben, lange bevor die Geisteswissenschaften das Thema entdeckten. Christopher P. Burton, John Harper, Tony Sale und Doron Swade rekonstruierten in jahrelanger, intensiver Arbeit vier Automaten, die zu den Meilensteinen der Geschichte rechnender Maschinen zählen. Die Interviews erzählen vom Nachbau der »Difference Engine No. 2«, die Mitte des 19. Jahrhunderts von Charles Baggabe entwickelte wurde, und der »Manchester Baby«, dem ersten Computer weltweit, der 1948 in Manchester entwickelt wurde. Außerdem berichten die Ingenieure von der Rekonstruktion der »Turing Bombe« und von »Colossus«, zwei Automaten, die während des Zweiten Weltkriegs unter großer Geheimhaltung im englischen Bletchley Park entstanden, an jenem Ort, an dem es Wissenschaftlern wie Alan Turing gelang, die Verschlüsselung des deutschen Militärs zu knacken.
 
Da die Apparate zerstört oder nie fertiggestellt worden waren, mussten sie anhand von Originalplänen und Fotografien von Grund auf rekonstruiert werden. Medienarchäologische Projekte wie diese sind unverzichtbar, weil sich nur auf ihrer Grundlage eine verlässliche Geschichte dieser Maschinen und der auf ihnen ausgeführten Algorithmen schreiben lässt.
 
Die in »Monster Resurrection« versammelten Interviews verfolgen die Teamleiter dieser vier Projekte, ihren Werdegang, das Aufkeimen des Interesses an den alten Apparaten und die Durchführung des Rekonstruktionsprojektes im Detail. Was waren die Faktoren, die es ermöglichten, Authentizität zu erreichen? Und wie wurden diejenigen Teile der Maschine kenntlich gemacht, wo dies nicht möglich war? Ergänzt werden die Interviews durch Demonstrationen der vier Replikas, die einen Einblick in ihr Funktionieren erlauben.

»David Link. Monster Resurrection« ist Teil der Ausstellung »Infosphäre«.
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