Über die Internationale Konferenz zu Philosophie und Film

Das Reale der Realität

Eine Metrostation in goldenes Licht getaucht

Film und wirklichkeitsgetreue Medien im Allgemeinen sind allgegenwärtige konstituierende Faktoren unserer globalisierten Welt, in welcher Realität als kontingent, stets beweglich und vielgestaltig erscheint. Die fortwährende Abhängigkeit von Medienrealitäten in Unterhaltung, Sozialleben, Kultur, Kommunikation und Wissenschaft hat das Alltagsleben in ein technologisches Phänomen von globalem Ausmaß verwandelt. Jedoch wurden die ontologischen Konsequenzen dieser post-humanen Technologiemöglichkeiten bis heute nicht in ihrer vollen Dimension im Kontext der Philosophie bedacht. Fotografie und insbesondere Film haben den Weg bereitet für komplexe philosophische Fragen bezüglich der Natur der Realität und ihrer Reproduktion, die selbst wieder ontologische Schwierigkeiten aufwirft. Es scheint, wir haben es hier mit zwei Aspekten desselben Phänomens zu tun: Auf der einen Seite haben wir ein (Ab-)Bild der Realität, auf der anderen Seite dominiert gerade dieses (Ab)Bild die Realität, da seine Präsenz dahin strebt, selbst zum Realen zu werden. Film ermöglicht es uns, unser In-der-Welt-sein zu verdoppeln und damit unsere Subjektivität in der Reproduktion zu überwinden.

Mit Blick auf diese intra-aktive Verschränktheit und Verschiebung im menschlichen Denken planen wir für die Konferenz, die am ZKM in Karlsruhe stattfinden wird, Film als stellvertretend zu betrachten für die Problematik, wie apparatus-basierte Bilder der Realität und die Realität selbst in Beziehung zu einander treten. Über 100 Jahre nach der Erfindung des Films und Jahrzehnten, in denen die digitale Technik an Bedeutung gewonnen hat, beabsichtigen wir die Frage „Was ist Film?“ erneut zu stellen im Sinne einer philosophischen Untersuchung des Realen des Films als ein Platzhalter für ontologische Wahrheit.

Für diese Fragestellung schlagen wir vor, uns auf das nicht-fiktionale Kino zu konzentrieren, welches als ein Vergrößerungsglas fungieren kann, um Symptome des Realen des Films zu erfassen. Dabei werden wir uns auf den wesentlich faktischen Charakter von Film und seiner immanenten Reproduktion von Realität konzentrieren, ohne jedoch die fließenden Grenzen zwischen Fiktion, Konstruktion und Wirklichkeit aus den Augen zu verlieren.

Eine Auswahl von HauptrednerInnen werden Theorie und Praxis miteinander verknüpfen und den Dialog zwischen PhilosophInnen und FilmemacherInnen fördern. Das Programm sieht vor, ausgewählte Dokumentarfilme zu zeigen und FilmemacherInnen zum Gespräch einzuladen. Die Beiträge aller Vortragenden werden auf der Konferenz-Webseite des ZKM als Audio-Journal online veröffentlicht und archiviert. Zusätzlich werden die Vorträge der HauptrednerInnen live via eines Onlinestreams übertragen.

Wir sehen einem inspirierenden Zusammentreffen von PhilosophInnen und FilmemacherInnen aus aller Welt  entgegen, in welchem wir den philosophisch-reflektierenden Charakter des Films hervorheben und das Verhältnis von Philosophie und Film neu bedenken werden.