Christian Ulrik Andersen: The Urban Metainterface

Donnerstag, 1. März 2018, 15:30 Uhr 

Der Begriff »smart city« (intelligente Stadt) wird häufig als Bezeichnung für eine städtische Umgebung verwendet, die sich selbst neu erfindet bzw. »aktualisiert«. Das Konzept der intelligenten Stadt steht nicht nur für technische Visionen und Nutzungsformen des städtischen Raums, sondern signalisiert auch, dass sich in seinem Inneren verschiedene Perspektiven verbergen.

Wir werden im Rahmen der vorliegenden Präsentation versuchen, einige dieser Perspektiven anhand der »urbanen Metaschnittstelle« zu erläutern. Es gibt zahlreiche Beispiele für Erfahrungen mit Schnittstellen im städtischen Alltag: »TripAdvisor« öffnet den Blick für Restaurants und andere Sehenswürdigkeiten, die sonst in der urbanen Landschaft nicht klar erkennbar wären; »Airbnb« verleiht jeder Stadtwohnung das unsichtbare Potenzial einer Übernachtungs- und Frühstücksmöglichkeit usw. Um es anders – und mit den Worten von Martijn de Waal – zu sagen: »Jede Straßenecke und jede örtliche Kneipe führt ein Doppelleben«. Die Schnittstelle ist aber nicht nur einfach eine Verbindung zur Stadt, sondern eine Metakonstruktion, die einen besonderen urbanen Blickwinkel in sich trägt. Grundlage der urbanen Metaschnittstelle ist die Fähigkeit, das Verhalten des Nutzers zu erfassen: Je mehr die Schnittstelle die Stadt – für verschiedene Verhaltensweisen und Bedeutungen – öffnet, desto intensiver muss sie die Nutzer und ihr Umfeld überwachen und die diesbezüglichen Daten verarbeiten. Je mehr wir lesen, desto mehr werden wir selbst gelesen. Was aber sind die ästhetischen Mechanismen des Sehens und Gehens in der Stadt, während wir selbst gesehen und geleitet werden? Die vorliegende Präsentation skizziert diesen neuen urbanen Blickwinkel der Metaschnittstelle. Ausgehend von dem in Kürze erscheinenden Buch »The Metainterface – The Art of Platforms, Cities, and Clouds« von Christian Ulrik Andersen und Søren Pold (MIT Press, 2018), theoretischen Grundlagen aus der urbanen Semantik und mehreren künstlerischen Darstellungen untersucht sie, wie die urbane Metaschnittstelle eine besondere Territorialität und räumliche Wahrnehmung erzeugt.