Ein Fisch in einem Aquarium

31.03.2015

Ein Genlabor im Museum

Lynn Hershman Leeson stellt in ihrer Installation »The Infinity Engine« genmodifizierte Fische zur Schau.

VON LINNEA SEMMERLING

Seit einigen Monaten befindet sich im ZKM | Museum für Neue Kunst eine Gentechnische Anlage der Sicherheitsstufe 1. Es handelt sich dabei um einen Raum in Lynn Hershman Leesons Installation »The Infinity Engine«, die von der Künstlerin eigens realisiert und vom ZKM produziert worden ist. Hier schwimmen noch bis Ausstellungsende am 06. April gentechnisch veränderte Zebrafische aus dem Europäischen Zebrafisch Ressourcenzentrum (EZRC) des Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Die Wissenschaftler haben den Tieren das fluoreszierende Protein RFP (Red Fluorescent Protein) in die Muskelzellen eingeführt. Es leuchtet, wenn es von bestimmten Lichtfrequenzen bestrahlt wird und hilft den Biologen so bei der Beobachtung von Wachstumsprozessen.

Eine Bilderwand und ein Aquarium
Lynn Hershman Leeson, »The Infinity Engine«
© Foto: Tobias Wootton

Transgene Fische im Museum

Die Einrichtung einer gentechnischen Anlage im Ausstellungsraum ist auch für das ZKM keine alltägliche Angelegenheit. Viele Anträge mussten von den Stadt- und Landesbehörden bewilligt werden, bevor die transgenen Fische ins Museum einziehen durften. In ihrem Fall gilt es nämlich nicht nur die Richtlinien des Tierschutzes einzuhalten, sondern auch einen hohen Sicherheitsstandard zu gewährleisten. So befinden sich die Fische in einem abgeschlossenen Raum, der nur von den ausgebildeten Biologen betreten werden kann, die sich täglich um das Wohl der Tiere kümmern.

In den USA, der Heimat von Lynn Hershman Leeson, können gentechnisch veränderte Fische dahingegen sogar als Haustier gehalten werden. Die patentierten GloFish, deren Haut das GFP (Green Fluorescent Protein) exprimiert, werden dort schon seit Jahren von dem in Texas ansässigen Unternehmen Yorktown Technologies produziert und verkauft, sodass sie in jeder gut sortierten Tierhandlung erhältlich sind. Damit sind die bunt leuchtenden Fische die weltweit ersten gentechnisch veränderten Tiere, die kommerziell vertrieben werden.

Austellungsraum mit Videowand
Der Blick hinter die Labortür.
© Foto: Tobias Wootton

Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft

Für das Werk der Künstlerin Lynn Hershman Leeson ist gerade die Doppelfunktion der fluoreszierenden Fische als Forschungsobjekt im wissenschaftlichen Labor und als Haustier im heimischen Wohnzimmer interessant.

In ihrer Arbeit kann sie anhand dieser Lebewesen eindrucksvoll zeigen, wie die gentechnische Forschung immer weiter in unser alltägliches Leben eindringt und es zunehmend beeinflusst. An der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft, Inszenierung und Realität, wirft die Künstlerin so einen neugierigen und zugleich kritischen Blick hinter die Labortür.