Terrestrische Universität: Neue Vorstellungswelten der Sümpfe

Dauer
1:53:37
Kategorie
Vortrag/Gespräch
Datum
13.05.2021
Beschreibung

Sümpfe sind nicht nur Speicher für Kohlenstoff, sondern auch für unsere Phantasie. Zugleich bieten Sümpfe einer Vielzahl von Lebewesen und Arten, die im Morast gedeihen, einen Lebensraum. Das Buch »Swamps and the New imagination. On the Future of Cohabitation in Art, Architecture and Philosophy« beruft sich auf das Konzept des Sumpfes, um die Dringlichkeit des menschlichen Zusammenlebens mit anderen Lebensformen zu thematisieren und stellt den Sumpf an die Kreuzung von Disziplinen und Praktiken.

Der Begriff »Swamp« (Sumpf) gehört zur Familie der Feuchtgebiete, die sich zusammen mit Mooren, Moorlandschaften, Mangroven und Wiesen auf die Grauzonen zwischen Land und Wasser beziehen. In diesem Sinne kann der Begriff als Metonym betrachtet werden, das einer Vielzahl von Übergangsökosystemen und -funktionen zugeschrieben wird. Aufgeladen mit kulturpolitischer Symbolik, ist der Sumpf auch ein irritierender Begriff, der ein unheimliches Territorium zwischen der Festigkeit des determinierten Realen und den Illusionen einer fluktuierenden Andersartigkeit umreißt. 

Der »Sumpf« ist mehr als ein biologisches Ökosystem, er ist ein Milieu vielfältiger Beziehungen, das Diskussionen über die Möglichkeit einer sympoietischen Koexistenz fördert – d.h. das kollektive Gestalten des Menschen mit Pflanzen, Tieren, Bakterien, Pilzen und Mineralien. Als eine ganz besondere Modalität –»eine Schnittstelle von Gaia«–, die einem gesichtslosen Beziehungsgeflecht ein »Gesicht«, eine bestimmte Physiognomie bietet, kann uns der Sumpf etwas über die Möglichkeiten der Koexistenz lehren, die als Ko-Kreation verstanden wird. Die Autoren dieses Buches erweitern den Sumpfbegriff, untersuchen experimentelle Kunst und Architektur, fügen Philosophie und Queer-Theorie ein und filtern Ideen durch die Linse der posthumanistischen Ökologie, die von der Geschichte und den Theorien der Kybernetik, der Soziologie und der Commons geprägt ist.

Nach einer Einführung der Herausgeber:innen Nomeda & Gediminas Urbonas mit Kristupas Sabolius folgt eine Performance Lesung von Joan Jonas und Visuals von NODE Berlin Oslo. Die Autor:innen des Buches, Astrida Neimanis, Jennifer Gabrys, Vittoria Di Palma, María Puig de la Bellacasa und Dimitris Papadopoulos, werden die in ihren Essays besprochenen entstehenden Welten auspacken. Mit Fragen von Nikola Bojić und dem Publikum.

Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.