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Veranstaltung

Hans G Helms – and other Political Vocal Works

Fr, 10.06.2011 20:00 Uhr CEST

Ort
Foyer
Kubus

Im Mittelpunkt des Konzertes des SWR Vokalensembles steht die Uraufführung des bereits 1968 komponierten, zunächst als unaufführbar geltenden Vokalwerkes »Konstruktionen« von Hans G Helms. Die »Konstruktionen für 16 Chorstimmen a cappella« nach Sätzen aus dem Manifest der kommunistischen Partei (1848) von Karl Marx und Friedrich Engels zum 5. Mai 1968, die zum 150. Geburtstag von Karl Marx aufgeführt werden sollten, bildeten den kompositorischen Abschluss einer Reihe politischer Vokalwerke im Schaffen von Helms, die im Zwischenbereich von Sprache und Musik angesiedelt sind. Als deren zentrales und bekanntestes Werk gilt die multilinguale Sprachkomposition »Fa:m' Ahniesgwow« (1959). Ein Ausschnitt dieses mehrstündigen Werkes wird in einer Realisation durch »die sprechbohrer« (2009) als Tonbandstück ebenfalls im Konzert präsentiert.
Hans G Helms wäre unzureichend mit dem Begriff des Komponisten beschrieben, auch wenn seine musikalische Sozialisation und sein künstlerisches Wirken in engem Kontakt zur Avantgarde der Nachkriegszeit stand: Der Philosoph, Field Researcher, Komponist, Literat, Rundfunkautor, Pazifist, Soziologe und Wirtschaftskritiker Hans G Helms ist ein Wanderer zwischen den Welten – zwischen Cage und Marx, Ives und Adorno – ist Freund von Stockhausen und Paik, und als jemand zu verstehen, der diese Wanderung immer als Einheit lebt, komponiert und schreibt. So war er auch immer der Überzeugung, dass der Künstler die Verpflichtung habe, gesellschaftlich aufklärend zu wirken. Ähnlich wie der italienische Komponist Luigi Nono, von dem ebenfalls einige wichtige Vokalwerke – darunter auch »La fabbrica illuminata« für Sopran und Tonband von 1964 – zu hören sein werden, wählt Helms das Vokale, um diesem gesellschaftlichen Engagement Ausdruck zu verleihen und auch Karl Amadeus Hartmann wählt Texte von Becher und Marx für seinen Männerchor.
Ergänzt wird das Programm zudem durch die frühe, 1962 entstandene Tonbandkomposition »Epitaph für Aikichi Kuboyama« für Sprecher und Sprachklänge von Herbert Eimert, dem Gründer des ersten elektronischen Studios in Deutschland am WDR in Köln. Die Komposition ist dem japanischen Fischer Aikichi Kuboyama gewidmet, der als erstes Opfer des Wasserstoff-Bombentests vom März 1954 starb und unterzieht Sprachaufnahmen diversen technischen Transformationen und setzt damit gegenüber den Sprachkompositionen von Helms und den Gesangsstrophen von Nono einen weiteren künstlerischen Akzent.
Das exzellente Vokalensemble wird mit diesem besonderen Programm eine musikalische und politische Sprachfindungsphase wiederbeleben, die in der heutigen Zeit neue Brisanz erhält.



Programm

Luigi Nono »La Fabbrica illuminata« (1964) für Sopran und Tonband (17’)
Hans G Helms »Fa:m' Ahniesgwow« (1959) - Struktur I,1 (7’) Ausschnitt als Tonbandkomposition; Version und Realisation: die sprechbohrer (Sigrid Sachse, Harald Muenz, Georg Sachse), 2009; eine Produktion des Hessischen Rundfunks 2009, Redaktion Neue Musik/Klangkunst, hr2-kultur, Stefan Fricke, Aufnahmetechnik: Thomas Rombach
Herbert Eimert »Epitaph für Aikichi Kuboyama« (1962) 4-Kanal-Tonband (Stimmr: Richard Münch, Realisation: Leopold von Knobelsdorff, Produktion WDR) (23’)
Luigi Nono »¿Dónde estás, hermano?« (1982) für vier Frauenstimmen (6’)
Luigi Nono »Ha venido, Canciones para Silvia« (1960) für Sopran solo und sechsstimmigen Sopranchor
Karl Amadeus Hartmann (1915-1963) »Kantate für sechsstimmigem Männerchor a cappella« (1930) (5’)
I »Kohlenbrot« (Johannes R. Becher)
II »Wir haben eine Welt zu gewinnen« (K. Marx)
Hans G Helms »Konstruktionen für 16 Chorstimmen a cappella« nach Sätzen aus dem Manifest der kommunistischen Partei (1848) von Karl Marx und Friedrich Engels zum 5. Mai 1968 (1968, UA) (15’)

Mitwirkende
SWR Vokalensemble Stuttgart
Leitung Peter Hirsch
Solistin Barbara van den Boom Sopran

Sendung der Radiofassung von »Konstruktionen« von Hans G Helms am 06.12.2011 um 23.05 Uhr in SWR2

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