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Ausstellung

Paul Virilio und die Künste

Sa, 04.11.2006 – So, 07.01.2007

© ZKM | Karlsruhe

Paul Virilio hat als Universalkünstler angefangen, nämlich als Architekt. Zusammen mit Claude Parent hat er in den späten 1950er Jahren utopische Architektur entworfen, die heute noch verblüffend ist. Seine Studien des Raumes und der Raum-Theorie haben ihn von der Architektur zur Militärmaschine als eigentliches Medium des Raumes und zur Technologie als eigentliches Medium des Territoriums geführt. Über die Maschinen und Medien hat er das Primat der Zeit über den Raum entdeckt, ein wesentliches Axiom für die Neuzeit, von der Kunst des Futuristen bis zur Neuen Ökonomie. Er hat mit diesem Primat einen Paradigmenwechsel eingeleitet, der den Mediendiskurs bestimmt hat (z.B. »Film und Krieg«, 1984) und für die Medienkunst von USA bis Japan von enormem Einfluss war.
 
Die Themen Krieg, Geschwindigkeit und Unfall stehen im Zentrum seines Tuns, das Malerei, Architektur, Essayistik, Ausstellungs- und Verlagstätigkeit umfasst. Wie kein anderer zeitgenössischer Philosoph hat er sich immer wieder in die Kunstdebatte eingemischt. Virilios Denken ist ein primär ästhetisches, sein Ansatz der einer »aisthësis«, der sinnlichen Wahrnehmung der Welt.
„Wir müssten den Blick ändern, um überleben zu können; wie wir das Leben ändern mussten, um zu überdauern“, heißt es in dem Essay »Das Abenteuer der Erscheinungen«, 1977. Für Paul Virilio sind Kunst und Ästhetik zuallererst Wahrnehmung.
Bekannt ist Paul Virilio vor allem als »Dromologe«, als kritischer Vordenker einer »Revolution der Geschwindigkeit«. In Virilios »Dromologie« werden Technikgeschichte, Urbanistik, Kriegskunst, Physik und Metaphysik zu einer Ästhetik als »Logistik der Wahrnehmung« verschränkt. Die Geschwindigkeit ist nicht nur ein Phänomen der Bewegung. Sie ist zunächst einmal ein bevölkertes, d. h. menschliches Milieu. Im Angesicht der Gefahren der Zukunft, ist Paul Virilio der Mann des warnenden Gewissens gewesen und wird es bleiben. In seinen Büchern, die in viele Sprachen übersetzt wurden und hohe Auflagen erreichten, und in legendären Ausstellungen, die er für die Fondation Cartier, Paris, organisierte, führt er diese »Revolution der Geschwindigkeit« vor, die im Entwurf eines »Museums des Unfalls« gipfelt. In der Ausstellung wird die Philosophie Virilios mit zahlreichem Bild- und Videomaterial nachvollzogen.

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