Vortrag/Gespräch

Terrestrische Universität: Ciné-Cipó – Cine-Liana am Amazon Tall Tower Observatory

Gespräch mit Barbara Marcel

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Jahr
2020
Datum
Dauer
1:27:08

Beschreibung

Die horizontüberflutende, undurchdringliche Weite des Amazonas-Regenwaldes und die Nähe gebende, lokal zugängliche Welle eines Freien Radiosenders, wissenschaftliche Erkenntnis und überliefertes Wissen, Globales und Regionales – Barbara Marcels künstlerische Arbeit ist ein Versuch, für das komplexe Zusammenspiel der Lebensprozesse im Amazonas-Gebiet zu sensibilisieren.

Der Amazonas-Regenwald ist von globaler Bedeutung: Er produziert einen Großteil des Sauerstoffs unseres Planeten, filtert und verarbeitet das schädliche Kohlendioxid der Welt, beeinflusst den Wasserkreislauf, der wiederum auf die Ozeanzyklen einwirkt, und stabilisiert das Klima. Der mitten im Amazonas-Regenwald gelegene Amazonas Tall Tower (ATTO) hat es sich zum Ziel gesetzt, die Wechselwirkungen zwischen dem Wald, den Böden und der Atmosphäre der Region zu untersuchen, um die Rolle des Amazonasbeckens für das Erdsystem zu verstehen. Der Turm ist Teil einer internationalen Zusammenarbeit zwischen Brasilien und Deutschland, gebaut und finanziert von dem Amazonas-Forschungs- und Max-Planck-Institut INPA.

In dem künstlerischen Projekt »Ciné-Cipó – Cine-Liana« (2020) schlägt die brasilianische Künstlerin Barbara Marcel eine temporäre Umwandlung des Turms vor: Er wird zum Arbeitsort Freien Radios, gemeinsam bespielt von NaturwissenschaftlerInnen, zwei lokalen AktivistInnen und populären KommunikatorInnen des Reserva Extrativista (kurz: Resex) Tapajós-Arapiuns. Die wissenschaftlichen Ergebnisse und das traditionelle Wissen werden in Beziehung gesetzt und bilden eine Allianz zur Verteidigung der Artenvielfalt im Amazonasgebiet. Atmosphärische und irdische Daten werden mittels einer Radiosendung mit Spots, Interviews und Liedern verständlich und ansprechend kommuniziert. Dabei überschneiden oder trennen sich manchmal wissenschaftliche Erkenntnisse und das Wissen der Vorfahren, auch erfahren die ZuhörerInnen einiges über die Kämpfe zur Verteidigung der Gebiete und der lokalen Lebensgrundlagen der Amazonasbevölkerung, wodurch universalisierende Annahmen entmystifiziert werden.

Das Gespräch zwischen der Künstlerin und der Kuratorin, Bettina Korintenberg, wird sich auf den Entwicklungsprozess der künstlerischen Untersuchung konzentrieren, die den Begegnungen mit den WissenschaftlerInnen und den lokalen AktivistInnen nachgeht. Jene Begegnungen mögen für die Komplexität und Heterogenität des Zusammenspiels von Lebensprozessen im Amazonas jenseits festgelegter Konzepte von Natur, Umwelt und Klimakrise sensibilisieren.

Die in Rio de Janeiro geborene und an der Bauhaus-Universität Weimar promovierte Künstlerin und Filmemacherin Barbara Marcel beschäftigt sich seit vielen Jahren interdisziplinär mit Projekten, die ökologischen und sozialen Problemen und Fragestellungen der Gegenwart künstlerisch-wissenschaftlich nachgehen.

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