Die Wand, der Vorhang (Grenze, die) fachsprachlich auch: Lascaux

1994
Artist/s
Peter Weibel
Titel
Die Wand, der Vorhang (Grenze, die) fachsprachlich auch: Lascaux
Jahr
1994
Medium / Material / Technik
interaktive computerbasierte Installation; Videokamera, Videoprojektor, digitalisiertes Bild einer Ziegelmauer, VGX-Computer, Software: Bob O’Kane
Admin Title
D7 Paragraph: r17_text / GPC_ID: 12473
Layout
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Wenn Sie in »Die Wand, der Vorhang (Grenze, die), fachsprachlich auch: Lascaux« vor die Projektion einer Ziegelwand treten, wird Ihr Bild von einer Kamera erfasst und erscheint mit kurzer Zeitverzögerung als Silhouette in der Projektion. Dort löst jede Bewegung Ihres Körpers eine Bildverzerrung aus. In der Realität stehen Sie vor der Wand, im Bild hinter der Wand. Sie werden zum Teil des Bildes, das Sie sehen. Sie sind Teil dessen, was Sie beobachten. Während der Mensch die reale Welt normalerweise nur aus seiner internen Perspektive beobachten kann, ermöglicht es ihm digitale Technologie, virtuell auch einen Betrachterstandpunkt außerhalb der Welt oder hinter der Wand einzunehmen. Weibel verweist mit der interaktiven Computerinstallation auf die Ursprünge des Bildermachens in der Höhlenmalerei von Lascaux. Gleichzeitig entwirft er eine technologische Neuinterpretation von Platons Höhlengleichnis, das als philosophisches Urbild zu Fragen der Wahrnehmung und Welterkenntnis gilt. Für Platon ist die Welt eine Höhle, in der der Mensch gefangen ist. Für Aristoteles ist die Welt eine Bühne und der Mensch ein externer Beobachtender, der in das Bühnengeschehen, die Gesetze der Natur, nicht eingreifen kann. Für Weibel ist die Welt ein Vorhang, in den der Mensch eingewebt ist und den er (als interner Beobachtender) verändern kann.

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