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Veranstaltung

Jean Baudrillard: Du transfert poétique de situation

Über die poetische Situationsübertragung

Do, 03.02.2000 20:00 Uhr CET

"Die wahre Welt haben wir abgeschafft, welche Welt blieb übrig? Die scheinbare vielleicht? Aber nein ! Mit der wahren Welt heben wir auch die scheinbare abgeschafft!"
– Friedrich Nietzsche

"Die von der Wahrheit und vom Schein befreite Welt wird zur Fabel. Das heißt, sie wird zu etwas, das weder wahr noch real ist, das sich selbst erzählt und durch seinen literalen Mythos existiert (und für mich ist das fotografische Bild in seiner reinsten Form eine der Varianten der Fabel). Eigentlich ein Mittel, die Welt des Scheins zu wahren - wenigstens durch die Fabel (und durch das Photo-Bild als fabelhafte Momentaufnahme) durchblicken zu lassen, dass diese "reale" Welt jederzeit Gefahr lauft, ihren Sinn und ihre Realität zu verlieren, dass sie im Grunde darauf verzichten konnte - wir können es aber nicht ertragen (ebenso wie wir den Gedanken nicht ertragen können, dass es nichts eher als etwas gäbe), es sei denn durch diese wenigen Bilder, Fabeln und Gedanken, die das Nichts und die Leere heraufzubeschwören wissen, die der Ort der Auflösung der Begriffe sind und mit ihrem eigenen Verschwinden spielen, so wie der Mythos mit dem Ursprung spielt und den Ursprung verherrlicht. So wäre die Anamorphose des Denkens im Bild als Fabel, wodurch es sich von jeder Art von Diskurs entledigt."
– Jean Baudrillard, Auszug aus dem Vortragstext

In einer Serie von unregelmäßig stattfindenden Vorträgen stellt das ZKM in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen bedeutende Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft vor.

Bekannt ist die außerordentliche Wirkung, die Jean Baudrillards philosophisches Werk weltweit auf die Entwicklung auf die Entwicklung der Kunst ausgeübt hat - weniger, dass er selbst künstlerisch tätig ist. 1999 erschien sein erster Bildband »Jean Baudrillard. Im Horizont des Objekts. Objekte in diesem Horizont sind näher als sie erscheinen. Fotografien. 1985-1998«. Baudrillard sieht seine künstlerische Tätigkeit nicht in unmittelbaren Zusammenhang mit seiner Philosophie. Im Gegenteil, das, was er fotografiert, entzieht sich dem Schreiben. Doch bilden Baudrillards Theorien die Folie, die beim Betrachter seiner Bilder nicht verleugnet werden kann.

Jean Baudrillard spricht über Fotografie, Kunst und über das Thema seines neuesten Buches: »L'Echange Impossible«, über die radikale Unsicherheit der Welt und des Denkens, wo der unmögliche Tausch selbst zur Spielregel wird.

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