Nils Röller: Towards Cuzco 20

View of a house wall and a wall: On there that painting of a green leaf and the word "Coca"
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An den Schelm,

in lieblicher Bläue driften Blenden der Bewohner fremder Küsten, die ohne metaphysische Inbrunst in Kauf nehmen, dass ein Mercedes, das höchste Seiende (ens entium) der Autofahrer der westlichen Welt, für sie nicht erreichbar ist. Die Worte gefallen mir nicht mehr, wenn ich sie verknüpfe. Einzeln strahlen sie. Mit zwei Worten verbinde ich Zeichenarreale, die ihr mir dagelassen hat. Die Wendung Blenden der Bewohner fremder Küsten ist mir in dem Katalog Flotsam and Jetsam ? Ballast und Treibgut ? Über Müll und Kunst und Kunst mit Müll (Bauhaus-Universität Weimar 2001) aufgefallen. Hast Du ihn mir dagelassen? Im Vorwort fällt die Wendung in folgendem Zusammenhang:

„Das Schiff ist beladen mit viel zu vielen Dingen des täglichen Gebrauchs. Zum Überleben bestimmte Notwendigkeiten wie Salz, Öl, Trockenfleisch, aber auch Schätze und Kostbarkeiten finden sich in der Kajüte des Kapitäns: silberne Leuchter, Gold und Silbermünzen, Perlenketten aus Glas zum Blenden der Einwohner fremder Küsten. Nach dem Überfall oder Kentern sinkt das Schiff. Das Billige schwimmt oben: Treibgut wie das hölzerne Geplänk oder viel Trödel, Lappen, Dosen und Plastik. Die Spreu getrennt vom Weizen, der schwer nach untern sinkt, zu Ballast geworden“ (Vorwort von Liz Bachhuber und Katharina Hohmann)

Du erwähnst in Deinem ersten Brief auch Gegenstände, die auf dem Wasser schwimmen. Beziehst Du Dich dabei auf den Katalog oder stifte ich paranoid Zusammenhänge?

Ens entium, diese Formulierung erinnert mich an den Katalog von Hubert Kiecol. Dort ist eine Arbeit zu sehen. Sie heisst »Mein ganzes Wissen«. Morgen mehr dazu.
Gruss
D.K.