Nils Röller: Towards Cuzco 21

View of a house wall and a wall: On there that painting of a green leaf and the word "Coca"
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HalloK,

Verdaue einiges noch nicht, obwohl ich auf dem Berg sitze, coole Musik höre und nahe am Herzen einen Jadebusen bilde, der sich mit fliegenden Garküchen versorgt. Die Schriftbesitzer in meinem Gehirn streiken, sie wollen das traditionelle Polo mit den toten Ziegen der lexikalischen Bedeutung, während sich andere Teile in meinem Inneren, die Musikanten, dagegen regen, und auch die Bildfraktion ist nicht leicht zu überzeugen, was in Zukunft geleistet werden kann und was nicht. Das Ziel meines Aufenthalts zeichnet sich nun klarer ab, ich werde mit den Leuten, die hier eintreffen, sprechen und Gedanken für eine neue Akademie entwickeln, in der schriftlose Kulturen aufgewertet werden. Aber nun bin ich von den Ereignissen des Tages, es sind tolle Menschen eingetroffen, überwältigt. Ich kann nicht mehr schreiben, sondern höre nur noch die Musik, die mir einer von den neuen für heute Abend geliehen hat, ich möchte tanzen gehen. So habe ich meine Frau kennengelernt, beim Tanzen, bei lockerer cooler Musik, deren Rhythmuswechsel die Synapsen hüpfen liess.
Wie geht es Dir heute?

Grusschelm

P.S.: Hatte heute das Gefühl ein verdrehter Küstenbewohner zu sein. Nicht vor mir, sondern über mir bewegten sich Sternschollen auf dem dunklen Wasser des nächtlichen Himmels. Allerdings höre ich auch soviel über Leid, Todesfälle, Hunger, AIDS. Soviel höre ich davon, dass es mir die Aufgabe „unendlich“ und aussichtslos erscheint, etwas dagegen zu unternehmen. Kann eine Akademie etwas dazu beitragen, die sich mit Rechenmaschinen beschäftigt, die auf ihre Weise der Unendlichkeit der Zahlen etwas abtrotzen und dabei zunehmend Energie und Material verbrauchen? Wenn ich hier nachts den Himmel betrachte, dann denke ich, dass die Andenbewohner näher an den Sternen lebten und sich stets vom Kosmos umgeben fühlten. Umgebung, das impliziert doch Sicherheit und nicht Ungewissheit? Muss noch mal an die Frage herangehen, ob schriftlose Kulturen einen Begriff von Unendlichkeit, z.B. der unendlichen Weite des Himmels, hatten. Kann man sich von der Unendlichkeit umgeben fühlen und trotzdem Gewissheit verspüren, oder fürchtet man stets, dass etwas Unvorhergesehenes geschieht? Soweit ich H. und seine Kollegen verstanden habe, hat sich die Mathematik einen sichere Umgangsweise mit dem Unendlichen angewöhnt. Leibniz’ und Newtons Mathematiken seien die besten Beispiele dafür und Leibniz habe auch eine philosophische Gotteslehre entworfen, die dem gemäss ist. Aber die Andenbewohner, ja hatten sie überhaupt Zahlen? Das muss ich herausfinden. Hoffe dazu mehr in den nächsten Tagen zu erfahren.