Nils Röller: Towards Cuzco 33

View of a house wall and a wall: On there that painting of a green leaf and the word "Coca"
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Lieber Kerzensender,

bitte sei nicht böse, dass meine mails ein schwarzer Hafen sind, in denen Deine Fragen von der Dunkelheit verschluckt werden. Du lebst im Feld der Erscheinungen von zwei jungen Frauen, da kann Dir eine Erklärung, ob die Friesischen Verschleissteile Deiner Ahnen über sensomotorische Intelligenz verfügen, nur schaden. Auch angelesene Verlagsklugheit wird Dir nicht im Umgang mit den beiden helfen. Geniesse die Lage der Blüten, lass Deine Gedanken wehen. Du kannst so schön schreiben, aber nicht schön, in der Art, wie ein kampfbereiter Ritter schön ist, sondern schön, wie schwankende Äste oder besser wie die Wellen, die Wind an der chinesischen Küste im Weinkrug eines Dichters regt (Li Tai Bo).

Wortreiche Grüsse

P.S.: Habe noch eben Zitate zu Funktionen gesammelt, will sehen, dass ich soviel wie möglich zur Mathematik und Naturwissenschaften aufschnappe, bediene mich dabei eines Textdokumentes, das H. mir zur Verfügung gestellt hat. Reflektiere dann später:

a.) Niemand kann sagen, was eine Funktion ist (Hermann Weyl)
b.) Eine Funktion ist eine Zeitlupe...Die gesamte Theorie der Funktionen hängt an den Zahlen. Man kann die Lichtgeschwindigkeit, den absoluten Nullpunkt, dass Wirkungsquantum den Big Bang anführen: Der absolute Nullpunkt der Temperaturen ist –273, 15 Grad; die Lichtgeschwindigkeit 299 796 km/sek, wo nämlich die Längen gegen Null schrumpfen und die Uhren stillstehen.(Deleuze/Guttari: Was ist Philosophie? S.136.

Werde versuchen von H. und seinen Leuten mehr zu erfahren. Würde gerne mehr über den Zusammenhang von Zahlen, Funktionen und Computern wissen... Eines der Gespräche, die ich heute bei Tisch mitbekommen habe, ging um Vilém Flusser. Er erwähnt in seinem Buch über die Schrift die peruanischen Knotenstricke, die ägyptischen Hieroglyphen und die alphabetische Schrift in einem Atemzug, es sind für ihn Relikte der Vergangenheit . Er selbst hat dennoch geschrieben, aber auch zahlreiche Tondokumente hinterlassen. Die Buchstabenschrift versteht er als Codierung von Akustischem und die Notation von Zahlen als Kodierung von Bildern. Frage mich, ob diese strikte Ordnung auch für die Inka-Kulturen gilt. Wie ist das Verhältnis von Ton und Bild in einer schriftlosen Kultur? Werde die Frage in mir wach halten, denn das kann einen Hintergrund bilden, der gestattet, über unsere Zukunft nachzudenken, in der Computer akustische und visuelle Daten prozessieren. Wie das mit den Zahlen und Funktionen zusammenhängt, das ist eine andere Frage, und wie ich das alles mit dem Schreibprogramm, das ich am Laufen habe, vereinbaren kann, eine weitere. Ich schreibe einfach.