Beschreibung
Es ist ungefähr zehn Jahre her, dass Jean Baudrillard mit Getöse den Komplott der [zeitgenössischen] Kunst ankündigte. Diese Kunst, die sich für nichts hält und die, höchste Hochstapelei, wirklich nichts ist: Fatale Strategie der doppelten Verneinung. Der Artikel löste einen Skandal aus. Es war J?accuse. Nur ohne Dreyfus. Es ist gut den Verrat der Intellektuellen zu geißeln. Aber sie lieben nichts so sehr wie das Martyrium. Und das Risiko ist schließlich mit den Wölfen zu heulen, so iconophob ist die französische Kultur, und noch schlimmer: neophob. Dieser heftige Vorwurf ist zweideutig, denn er hört nie auf, die Nostalgie der Form anzurufen, die das Eigentliche der Ästhetik ist. Er schändet das Vergehen des Insiderwissenden, was der Ursprung der Paranoia ist. Man endet damit zu glauben, dass der Verfasser Nietzsche mit Hegel vertauscht : Ein Traum von Grösse und Magie, von Theater und Illusion, von Erhabenheit und Transzendenz. Die Kunst als Bestimmung. Zurück zu ? Malraux ?
Baudrillard, der Duchamp zitiert, weiß: 'Alles ist Kunst.' Und auch, dass das Ready-made der Supermarkt der Verbreitung ist. Die heutige Kunst erreicht ihren Höhepunkt im Video, was nicht wirklich das ist, was Baudrillard glaubt: Ein grenzenloses Bild von einem universellen 'Zapping'. Es werden, um ein Beispiel zu geben, einige starke Bilder einer schwachen Kunst gezeigt - Bilder, die uns heimsuchen. Und nicht ohne Grund: die Videokunst schafft nur Geister, im Sinne Derridas - Geister von Geistern. Die Videokunst ist das Medium der Spektralität, das nur aus seiner Auslöschung heraus überlebt: in der Rhetorik des Oxymorons, wo Baudrillard selbst seine eigene Einstellung wieder erkennt - im Nichts des Bildes. Man kann genau so gut sprechen von 'Postmedium', und besser von 'Immedium', wie Deleuze sagt [nach Couchot], worin, wenn man es zu sagen wagt, das Nichtigwerden des Subjekts gipfelt: Eine wahre Nichtigkeit, manchmal spielerisch, oft tragisch, immer kritisch.
Michel Régis ist Chefkurator am Musée du Louvre in Paris. Zusammen mit Françoise Viatte organisierte er dort eine Ausstellungsreihe mit dem Titel »Parti pris«, in deren Konzeption Gastkuratoren wie z.B. Jacques Derrida, Jean Starobinski, Julia Kristeva und Hubert Damisch eingebunden waren.
Am Louvre veranstaltete er außerdem große Symposien zu den Themen »David contre David« oder »Géricault« und Vortragsreihen wie z.B. »Où en est l'interprétation de l'ouvre d'art?«. Des Weiteren ist er Herausgeber von Büchern und Texten zu diesen Künstlern, Perioden oder Themen. Michel Régis kuratierte verschiedene Ausstellungen von »Le beau idéal, Géricault« oder »La Chimère de Monsieur Desprez« hin zu aktuelleren Projekten wie »Posséder et détruire« [über Sexualität] und »La peinture comme crime« [über Rationalität], beide mit dem Vorhaben eine kritische, kulturelle Anthropologie des Westens zu skizzieren.