Vortrag/Gespräch

Sebastian Baden: Gekauft!

Die Kunst im Griff der Ökonomie

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Datum
Dauer
41:29

Beschreibung

Innerhalb einer globalen Auseinandersetzung mit künstlerischen Werken gilt es, dieser mannigfaltigen Ausdifferenziertheit Rechnung zu tragen und sich den bestehenden Definitionen der Kunst systemtheoretisch anzunähern. Meine Konzentration richtet sich auf die aktuellen Demarkationslinien der ökonomischen Bedingungen des Kunstbegriffs. Hierzu müssen einerseits die Produktionsphase sowie andererseits die Rezeptionsphase erfasst werden. Der Begriff der Kunst ist als solcher im Wesentlichen als ein gesellschaftliches Phänomen zu erfassen und reflektiert den Umgang mit Artefakten und ihnen zugeschriebenen, differenzierbaren Wertmaßstäben. Zugespitzt ließe sich folglich sagen, dass ein Kunstwerk durch seine Wertigkeit begriffen wird, genauer: durch die Person, die dem Kunstwerk im Zuge eines geldwerten Tausches einen objektiven Wert zuspricht. Nach Karl Marx wäre folglich der »Tauschwert« die passende Bemessung des Kunstbegriffs. Doch hier regt sich Widerstand: Wie kann allein eine Kaufentscheidung die Signatur des Kunstwerks setzen, wo doch eigentlich schon die Produktion des Werkes – also damit bereits seine geistige Erfassung – das Dasein des Kunstwerks initiert? Ich möchte dennoch dafür plädieren, den Begriff der Kunst in der Gegenwart ökonomisch zu definieren und den Umgang mit Kunstwerken als ein Regulativ der »feinen Unterschiede« zu betrachten. Damit einher geht eine soziologische Perspektive der Kunstgeschichte, die den Umgang mit der Kunst gemäß Pierre Bourdieu als ein „Feld“ betrachtet, welches eine bestimmte Gesellschaftsgruppe konstituiert. Somit lassen sich verschiedene Faktoren, die letztlich den Status des Kunstwerks bestimmen, zusammenfassen. Der »Ursprung« des Kunstwerks beinhaltet also tatsächlich einen »Riss«, allerdings nicht nur im Sinne Martin Heideggers, sondern als »Bruchlinie« des gesellschaftlichen Status. Der Künstler schöpft sein Werk auf Basis einer Abstraktion, die zwar formale oder narrative Elemente verfolgt, letztlich jedoch auf eine ökonomische Anerkennung der Idee abzielt. Dies wiederum äußert sich im Verkauf und damit einer materiellen Existenzsicherung. Die »Option« des Geldwertes ist folglich ein berechtigtes movens der Produktion. Damit verbunden sind gesellschaftliche Wertmaßstäbe und die Teilhabe an Übereinkünften und Ritualen. Sei es die Ausstellung, die kunstwissenschaftliche Betrachtung, der museale Erwerb oder – und dies gilt heute als hauptsächliche Definitionskraft – die Aufnahme in eine private Sammlung: Der Kult der Gegenwartskunst ist umgeben von einer pekuniären Aureole. Die Macht der Ökonomie ist deshalb eine bedeutende Rahmenbedingung, welche den gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Stellenwert eines Kunstwerkes und seines künstlerischen Schöpfers definiert. Das globale Ringen um die Teilhabe an dieser »Haushalts-Gemeinschaft« – im griechischen Wortsinne tatsächlich eine Ökonomie – bewirkt einerseits den Wettstreit der Kreativität sowie andererseits das Begehren nach dem Besitz eines wertvollen Kunstwerkes.

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