Terrorismus ist nicht nur eine politische Tat. Auch ein Verhalten, das man gemeinhin als Amoklauf bezeichnet und damit als durchgebrannte Aktion, gehört dazu. Die Anzeichen mehren sich, dass Terror zu einer Option für Aufmerksamkeitsattentäter jeder Art wird, dass sich vor allem Selbstmordanschläge epidemisch ausbreiten. Dabei ist mittlerweile Fantasie im weltweiten Wettbewerb gefragt. Wer keine ungewöhnliche Wege beschreitet oder die Aktionen der Konkurrenten überbietet, hat geringe Chancen über die regionalen Nachrichten hinaus wahrgenommen zu werden. Vermutlich dienen mehr und mehr spektakuläre Anschläge heute dazu, einen Selbstmord aufzuwerten und so wenigstens im Tod seine Spuren auf der Welt zu hinterlassen. Heute ist es zudem möglich, damit auch global Aufmerksamkeit zu erzeugen.
Florian Rötzer, geboren 1953, hat nach dem Studium der Philosophie als freier Autor und Publizist mit dem Schwerpunkt Medientheorie und -ästhetik in München gearbeitet. Seit 1996 ist er Chefredakteur des Online-Magazins Telepolis [
www.telepolis.de] und Herausgeber der Telepolis-Buchreihe im Heise-Verlag. Unter anderem wurden von und mit ihm folgende Publikationen veröffentlicht: »Französische Philosophen im Gespräch«, München 1986; »Denken, das an der Zeit ist«, Frankfurt am Main 1987; »Digitaler Schein«, Frankfurt am Main 1991; »Cyberspace. Auf dem Weg zum digitalen Gesamtkunstwerk«, München 1993 [mit Peter Weibel]; »Das Böse«, Göttingen 1995; »Cyberhypes«, Frankfurt am Main 2001 [mit Rudolf Maresch],; »TerrorMedienKrieg«, Heidelberg 2002 [mit G. Palm]; »Virtuelle Welten - reale Gewalt«, Heidelberg 2003; »Kunst und Krieg«, Kunstforum International Bd. 165, 2003; »Renaissance der Utopie«, Frankfurt am Main 2004 [mit R. Maresch].