The Beat Hotel
Fr, 20.07.2012 18:00 Uhr CEST
- Ort
- Vortragssaal
Alan Govenar begibt sich im Film »The Beat Hotel« auf die Spuren der amerikanischen Beat-Poeten in Paris in den turbulenten Jahren zwischen 1957 und 1963. Nachdem der Verleger von Allen Ginsbergs Gedicht »Howl« in den USA wegen Obszönität verklagt worden war, flüchtete Ginsberg mit Peter Orlovsky und Gregory Corso ins Ausland. Das Trio fand Unterschlupf in einem heruntergekommenen, namenlosen Hotel im Pariser Quartier Latin, 9 rue Gît-le-Cœur. Dort gesellten sich weitere Freiheitssuchende zu ihnen: neben William S. Burroughs, Ian Somerville und Brion Gysin auch eine Reihe europäischer Schriftsteller.
Das »Beat Hotel«, wie es bald genannt wurde, entwickelte sich zu einem Brennpunkt der literarischen Avantgarde. In seinen Zimmern, erzählt der englische Fotograf Harold Chapman, traf sich »ein Haufen Verrückter, Spinner und Exzentriker: Dichter, Schriftsteller, Künstler, Musiker, Zuhälter, Huren, Polizisten und was man sich sonst noch alles vorstellen kann.« In dieser Atmosphäre vollendete Burroughs seinen Skandalroman »Naked Lunch«, Ian Sommerville und Brion Gysin erfanden ihre »Dream machine«, Corso verfasste einige seiner besten Gedichte und Harold Norse schrieb einen Cut-up-Roman mit dem treffenden Titel »The Beat Hotel«.
Der Film besucht Harold Chapman im Küstendorf Deal in der englischen Grafschaft Kent. Chapmans Aufnahmen verewigen den Ort und Zeitpunkt, als Ginsberg, Orlovsky, Corso, Burroughs, Gysin, Sommerville und Norse auf dem Sprung zur internationalen Berühmtheit waren. Chapman wohnte im Dachboden des Hotels und sprach laut Ginsberg »zwei Jahre lang kein Wort«, um das Geschehen als »unsichtbarer« Gast möglichst authentisch dokumentieren zu können.
Chapmans Fotografien und seine von Schauspielern nachgestellten Geschichten verschmilzt der Film mit Erinnerungen des schottischen Künstlers Elliot Rudie. Dessen Zeichnungen, die während seines Hotelaufenthalts entstanden sind, eröffnen eine alternative, bisweilen humorvolle Sicht. In die Rückblicke von Chapman und Rudie eingewoben sind Kommentare des französischen Künstlers Jean-Jacques Lebel, des Schriftstellers Barry Miles, des dänischen Filmemachers Lars Movin sowie Berichte von Augenzeugen wie Oliver Harris, Regina Weinrich, Patrick Amie, Eddie Woods und des 95-jährigen George Whitman. Govenars Montage zeichnet ein Porträt von Ginsberg, Burroughs, Corso und den kuriosen Vorgängen im »Beat Hotel«, das reich an überraschenden Einblicken ist.
»The Beat Hotel« wird von First Run Features vertrieben. Die Weltpremiere des Films fand im Dezember 2011 im Danish Film Institute, Kopenhagen, statt.
Im Vorfeld finden um 16 Uhr die Kuratorenführungen »William S. Burroughs zwischen Cut-Up und Collage« (Axel Heil) und »the name is BURROUGHS: von Mexico City nach Tanger − vom Beat Hotel nach Lawrence, Kansas« (Udo Breger) statt.