© Theo Lutz ; Foto © ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe
- Artist/s
- Theo Lutz
- Künstler:in / Künstlergruppe
- Theo Lutz
- Titel
- Stochastische Texte
- Jahr
- 1959
- Kategorie
- Computergeneriert
- Material / Technik
- computergeneriertes Gedicht in 70 Zeilen ; Computer: Zuse Z22; Programmiersprache: Fortran, Ausgabe: Fernschreiber
- Maße / Dauer
- ca. 80 x 20 cm
- Sammlung
- ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe
- Beschreibung
- Ob Computer denken können, wird seit der Erfindung der ersten elektronischen Rechenmaschinen an der Frage festgemacht, ob Computer auch schöpferisch sein können. Der britische Mathematiker Alain Turing etwa betonte 1949, dass Maschinen in alle Bereiche des menschlichen Denkens vordringen und sogar Sonette verfassen würden.
Im Herbst 1959 erschien in der Zeitschrift »Augenblick« unter dem Titel »Stochastische Texte« eines der ersten computergenerierten Gedichte weltweit, von denen wir heute wissen. Der Autor des Artikels und Programmierer des Gedichtprogramms war der Mathematiker Theo Lutz.
Theo Lutz, der an der Technischen Hochschule Stuttgart studierte, hatte die Idee entwickelt, dass man Computer nicht nur für die statistische Analyse von Texten verwenden könnte, sondern auch für die Synthese, da die Regeln einer Sprache durch Algorithmen beschreibbar sind. Ein Studienfreund, der Mathematiker Rul Gunzenhäuser (1933–2018), unterstützte Lutz bei seinem Vorhaben, indem er die erforderlichen Algorithmen mathematisch modellierte. Außerdem schlug er vor, Wörter aus Franz Kafkas Roman »Das Schloss« als Ausgangsmaterial für das Gedicht zu verwenden.
Lutz wählte 16 Substantive und 16 Adjektive aus Kafkas Text aus und fügte eine Auswahl von 4 Konjunktionen und 4 Pronomen hinzu. Die Kombination dieser Elemente ermöglichte die Erzeugung von 4 174 304 unterschiedlichen Sätzen. Das 70 Zeilen lange Gedicht, das einen winzigen Ausschnitt aller möglichen Kombinationen darstellt, ist in zwei Ausdrucken erhalten, die vom ZKM und Deutschen Literaturarchiv Marbach bewahrt werden.
Lutz verwendete die Programmiersprache FORTRAN. Errechnet wurde das Gedicht auf einer Zuse Z22-Rechenanlage der Technischen Hochschule Stuttgart. Eine der wenigen noch erhaltenen Rechenanlagen dieses Typs befindet sich seit 2004 als Dauerleihgabe am ZKM.
Autor
Margit