Open Codes – Browserbasiert
Einige Werke der Ausstellung »Open Codes« sind ausschließlich auf der ZKM-Website und nicht im Ausstellungsraum zu sehen. Manche von ihnen verwenden Code nicht nur als Material, sondern auch konzeptionell, andere behandeln Themen, die in der Ausstellung unter den Hashtags #Maschinelles Lernen oder #GenetischerCode präsentiert werden.
Man kann die im Internet zugängliche oder als Netzkunst etablierte digitale Kunstproduktion als »born-digital« (genuin digital) bezeichnen, obwohl sie vor allem von der Online-Community bereits seit 1999 als »tot« beschrieben wird.[1] Die Netzkunst, mit ihrer Low-Tech-Ästhetik und oft anarchischen Formen, mag schon Geschichte sein, doch browserbasierte kritische Kunstprojekte werden trotzdem nach wie vor produziert. Diese setzen sich unter anderem mit dem Internet als solchem und den damit verbundenen Themen wie Online-Bots, Social-Media-Plattformen, Viren oder der Unternehmenshegemonie von Google auseinander, um nur einige Beispiele zu nennen.
Ein Internetbrowser ist der natürliche »Lebensraum« für die Beispiele künstlerischer und wissenschaftlicher Produktionen, die im Rahmen von »Open Codes – Browserbasiert« präsentiert werden und dort zu erleben sind. Bei den präsentierten Werken geht es beispielsweise um eine Online-Community, die versucht ein virtuelles Lebewesen auf Open-Source-Basis zu schaffen (»Open Worm«), um teils absurde Vorhersagen über Kunst auf der Grundlage des aktuellen Online-Diskurses (»Predictive Art Bot«), oder um Landschaften des frühen 21. Jahrhunderts (»Indirect Flights«).
Die Genealogie und die sozialen Auswirkungen des Computers können nicht ohne das Internet betrachtet werden, auch nicht ohne die Kunst, die aus dem Medium heraus entsteht. Sie erweitern den Ausstellungsraum um eine virtuellen Sphäre, die allmählich immer mehr an Bedeutung gewinnt.
[1] Alexander Galloway schrieb in einen Aufsatz mit dem Titel »net.art Year in Review: State of net.art 99« für die Zeitschrift Switch »Net-dot-art is dead« und verweist auf die Aufnahme der Netzkunst in die Documenta 10 im Jahr 1997 sowie die damals bevorstehende Whitney Biennale 2000 als Anzeichen ihres Untergangs. Zitiert nach: Maximilíano Durón, »A Net Art Pioneer Evolves With the Digital Age: Rhizome Turns 20«, in: ArtNews, 01.09.2016, online: http://www.artnews.com/2016/09/01/a-net-art-pioneer-evolves-with-the-digital-age-rhizome-turns-20/