Natascha Sadr Haghighian

Geburtsjahr, Ort

1967
Teheran
Iran

Biografie

Natascha Sadr Haghighians künstlerische Praxis ist formal und stilistisch schwer einzugrenzen: ihr Repertoire umfasst Videos und Performances genauso wie [Klang-] Installationen, CD-ROMs, Comics, Computer-Animationen und Dokumentarfilme. Ihr wiederholt angewandtes Prinzip ist das Einnehmen und Herausheben unterschiedlicher Betrachterstandpunkte. Sie zerlegt Bildzusammenhänge, fokussiert einzelne Elemente, legt Bildachsen frei und versucht dabei, die Bedingungen des Zustandekommens des Bildmaterials mitaufzuzeigen. Häufig rekombiniert sie das so gewonnene Material und schafft Überlagerungen. Dieses Vorgehen gilt nicht nur für die visuelle Ebene: Im Rahmen der Ausstellung »La Ville, la Mémoire, le Jardin« schuf sie im Garten der Villa Medici eine Klanginstallation. Sie nahm die nächtliche Geräuschkulisse des Parks auf, um ausgewählte Fragmente über Lautsprecher, die fast unbemerkt in den Bäumen hingen, tagsüber abzuspielen. Diese subtile Intervention führte zu einer deutlich spürbaren Realitätsverschiebung. Für die künstlerische Praxis von Natascha Sadr Haghighian ist es nicht überraschend, daß sie die Präsentation vor der Jury des Kulturkreises gleich als einen Teil eines künstlerischen Projektes inszenierte - denn die eigene Identität wird bei ihr häufig explizit zu künstlerischem Material.

Natascha Sadr Hagighian tritt in verschiedenen Zusammenhängen oft auch unter anderen Namen in Erscheinung, gibt sich als Kunststudentin aus oder behauptet, beim Film zu arbeiten, und erhält dadurch Zugang zu unterschiedlichen Zirkeln, spricht deutsch, englisch und französisch.

Projektbeschreibung (im Rahmen der Ausstellung »ars viva 00/01«)

Am 6. Mai 2000 trafen sich Beteiligte des »unternehmen:bermuda« an einer Bushaltestelle an der Invalidenstraße in Berlin-Mitte. Eine Person wartete bereits an der Haltestelle. Diese Person führte einen Metallkoffer mit. Die weiteren ca. 20 Personen trafen mit einem Kleinbus ein. Auf der an der Haltestelle befindlichen Informationstafel wurde eine Skizze aufgetragen, die später entfernt wurde. Daraufhin wurde der mitgeführte Metallkoffer geöffnet. Die darin aufbewahrten Diabetrachter wurden verteilt. Die meisten der Beteiligten hielten diese gegen das Licht und tauschten sie mehrmals aus. Danach wurden die Geräte in den Koffer zurückgelegt und dieser geschlossen. Um 11.40 Uhr stiegen alle Beteiligten mit Ausnahme der Person mit dem Koffer in den Kleinbus und entfernten sich in Richtung Lehrter Stadtbahnhof. Die Bushaltestelle befindet sich zwischen Charite, Naturkundemuseum und Hamburger Bahnhof, gegenüber dem Invalidenpark.

[2001]

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