Veranstaltung
Noël Burch Retrospektive
Do, 20.02.2003 18:30 – Sa, 22.02.2003 00:00 Uhr CET
- Ort
- Vortragssaal
Der Autor, Filmemacher und Theoretiker Noël Burch [*1932, San Francisco] lebt seit 1951 in Frankreich. In den 1950er-Jahren arbeitete er als Regieassistent für Preston Sturges und Michel Fano. 1967 bis 1971 war er Mitbegründer und Leiter des »Institut de Formation Cinématographique«. Seit 1972 unterrichtete Burch an diversen Hochschulen in London, Brüssel, New York, Ohio, Paris, Santa Barbara und Lille.
Zu seinen zahlreichen Publikationen gehören unter anderem »Theory of Film Practice« [New York, 1973], eine Monografie über Marcel L’Herbier [Paris, 1973] und »To the Distant Observer: Form and Meaning in Japanese Cinema« [Berkeley, 1979]. In diesem Werk konfrontiert Burch die dominanten Diskursformen der japanischen Kultur mit der stilistischen Entwicklung des japanischen Kinos und analysiert aus einer marxistischen Perspektive die grundlegenden Unterschiede zwischen japanischen und westlichen Repräsentationsformen.
In »La Luvarne de l’Infini« [Paris, 1991] entwickelt er eine Kritik an klassischen Methoden der Filmanalyse: Burch wendet sich gegen die Annahme, dass das, was wir als Filmsprache bezeichnen, eine natürliche, organische Entwicklung genommen habe. Im Gegensatz dazu führt Burch in seiner Hauptthese aus, dass die Filmsprache einer sozialen und ökonomischen Geschichte unterliegt und dass sie zwischen 1892 und 1929 in direkter Abhängigkeit von Ort, Zeit und Bedingungen des kapitalistischen, imperialistischen Westens entstand. Aus dieser Perspektive untersucht er die Entstehung einer »institutionellen Repräsentationsform« und die soziohistorischen Umstände, innerhalb derer sich jene Repräsentationsformen bildeten.
Seine jüngste Publikation »La drôle de guerre des sexes du çinema français: 1930–1956«, [mit Geneviève Sellier; Paris, 1996] befasst sich mit der Darstellung der Geschlechterverhältnisse im französischen Kino von der Zwischenkriegszeit bis in die 1950er-Jahre. Das besondere Augenmerk liegt auf Filmen, die in der Besatzungszeit entstanden.
Als Regisseur realisierte Noël Burch eine Reihe von Reportagen und Dokumentarfilmen, darunter: »Le Noviciat: un fantasme en trois parties«. Der Film handelt von der Geschichte eines Lustmolchs, der von der schönen, sadistischen Lehrerin eines Selbstverteidigungslehrgangs für Frauen beim Spionieren ertappt wird; durch ihre Kampfkünste gefügig gemacht, wird er »Übungsgegenstand« der Klasse und persönlicher Sklave der Lehrerin. »Sentimental Journey« erzählt von Burchs Rückkehr nach Amerika und von seinen Begegnungen mit früheren linken Weggefährten.
In dem Film »Correction, Please or How We Got into Pictures« bilden Variationen einer Szene aus einer Geschichte von Dorothy Sayers Reflexionen über die Geschichte der Entwicklung der Filmsprache. Der Film führt die Entstehung der klassischen Sprache des Films in eine Zeit zwischen 1906 bis 1930 zurück und wirft eine Reihe theoretischer Fragen in Bezug auf »dominante« Repräsentationsformen auf. Dies geschieht in vier Versionen einer Fantasie, die einem alten britischen Thriller entliehen und mit Schlüsselszenen aus der »primitiven« Ära des englischen, französischen und nordamerikanischen Films versetzt werden.
Die sechsteilige Serie »What do those Old Films Mean?« beschäftigt sich mit der Sozialgeschichte des frühen Kinos in sechs verschiedenen Ländern [England, Deutschland, USA, Dänemark, Frankreich, UdSSR]. In jeder einzelnen Folge werden ausgesuchte filmische Beispiele unter jeweils unterschiedlichen gesellschaftspolitischen und sozialen Blickwinkeln analysiert.
»The Year of the Bodyguard« geht der Geschichte jener Suffragetten nach, die 1912 unter der ersten weiblichen englischen Jiu-Jitsu-Expertin ein Training absolvierten, um gegen die Polizei kämpfen und ihre Führerinnen beschützen zu können.
»The Impersonator or A Propos the Disappearance of Reginald Pepper« erzählt die Geschichte einer Malerin, die erst Erfolg hat, als sie sich als männlicher »Primitivist« ausgibt.
Noël Burch wird für die Dauer der Retrospektive selbst anwesend sein und im Anschluss an die Vorführung von »What do those Old Films Mean?« einen Vortrag zu seinem Werk halten.
Zu seinen zahlreichen Publikationen gehören unter anderem »Theory of Film Practice« [New York, 1973], eine Monografie über Marcel L’Herbier [Paris, 1973] und »To the Distant Observer: Form and Meaning in Japanese Cinema« [Berkeley, 1979]. In diesem Werk konfrontiert Burch die dominanten Diskursformen der japanischen Kultur mit der stilistischen Entwicklung des japanischen Kinos und analysiert aus einer marxistischen Perspektive die grundlegenden Unterschiede zwischen japanischen und westlichen Repräsentationsformen.
In »La Luvarne de l’Infini« [Paris, 1991] entwickelt er eine Kritik an klassischen Methoden der Filmanalyse: Burch wendet sich gegen die Annahme, dass das, was wir als Filmsprache bezeichnen, eine natürliche, organische Entwicklung genommen habe. Im Gegensatz dazu führt Burch in seiner Hauptthese aus, dass die Filmsprache einer sozialen und ökonomischen Geschichte unterliegt und dass sie zwischen 1892 und 1929 in direkter Abhängigkeit von Ort, Zeit und Bedingungen des kapitalistischen, imperialistischen Westens entstand. Aus dieser Perspektive untersucht er die Entstehung einer »institutionellen Repräsentationsform« und die soziohistorischen Umstände, innerhalb derer sich jene Repräsentationsformen bildeten.
Seine jüngste Publikation »La drôle de guerre des sexes du çinema français: 1930–1956«, [mit Geneviève Sellier; Paris, 1996] befasst sich mit der Darstellung der Geschlechterverhältnisse im französischen Kino von der Zwischenkriegszeit bis in die 1950er-Jahre. Das besondere Augenmerk liegt auf Filmen, die in der Besatzungszeit entstanden.
Als Regisseur realisierte Noël Burch eine Reihe von Reportagen und Dokumentarfilmen, darunter: »Le Noviciat: un fantasme en trois parties«. Der Film handelt von der Geschichte eines Lustmolchs, der von der schönen, sadistischen Lehrerin eines Selbstverteidigungslehrgangs für Frauen beim Spionieren ertappt wird; durch ihre Kampfkünste gefügig gemacht, wird er »Übungsgegenstand« der Klasse und persönlicher Sklave der Lehrerin. »Sentimental Journey« erzählt von Burchs Rückkehr nach Amerika und von seinen Begegnungen mit früheren linken Weggefährten.
In dem Film »Correction, Please or How We Got into Pictures« bilden Variationen einer Szene aus einer Geschichte von Dorothy Sayers Reflexionen über die Geschichte der Entwicklung der Filmsprache. Der Film führt die Entstehung der klassischen Sprache des Films in eine Zeit zwischen 1906 bis 1930 zurück und wirft eine Reihe theoretischer Fragen in Bezug auf »dominante« Repräsentationsformen auf. Dies geschieht in vier Versionen einer Fantasie, die einem alten britischen Thriller entliehen und mit Schlüsselszenen aus der »primitiven« Ära des englischen, französischen und nordamerikanischen Films versetzt werden.
Die sechsteilige Serie »What do those Old Films Mean?« beschäftigt sich mit der Sozialgeschichte des frühen Kinos in sechs verschiedenen Ländern [England, Deutschland, USA, Dänemark, Frankreich, UdSSR]. In jeder einzelnen Folge werden ausgesuchte filmische Beispiele unter jeweils unterschiedlichen gesellschaftspolitischen und sozialen Blickwinkeln analysiert.
»The Year of the Bodyguard« geht der Geschichte jener Suffragetten nach, die 1912 unter der ersten weiblichen englischen Jiu-Jitsu-Expertin ein Training absolvierten, um gegen die Polizei kämpfen und ihre Führerinnen beschützen zu können.
»The Impersonator or A Propos the Disappearance of Reginald Pepper« erzählt die Geschichte einer Malerin, die erst Erfolg hat, als sie sich als männlicher »Primitivist« ausgibt.
Noël Burch wird für die Dauer der Retrospektive selbst anwesend sein und im Anschluss an die Vorführung von »What do those Old Films Mean?« einen Vortrag zu seinem Werk halten.
Organisation / Institution
ZKM
Begleitprogramm