Nowy Wawilon:The New Babylon / Battle for Paris
Sa, 17.09.2005 16:00 Uhr CEST
- Ort
- Medientheater
Stummfilm mit Live-Orchesterbegleitung
16.00 Uhr Einführung, 16.30 Uhr Veranstaltungsbeginn
19.30 Uhr Einführung, 20.00 Uhr Veranstaltungsbeginn
Hintergrund der Filmhandlung ist die Niederschlagung der Pariser Kommune nach dem verlorenen Krieg gegen Preußen 1870/71. Der Film unterstreicht die Kluft zwischen Bourgeoisie und »gesunder« Arbeiterklasse.
Louise - Verkäuferin im Kaufhaus »Das neue Babylon« - lernt den jungen Soldaten Jean kennen. Beide verlieben sich ineinander. Nachdem die französischen Armeen geschlagen sind und die Arbeiter den Kampf unter dem Zeichen der Kommune fortsetzen wollen, werden die Liebenden getrennt. Louise ist auf der Seite der Kommune. Der Bauernsohn Jean lässt sich zum Einsatz gegen die Kommune kommandieren und wird nach der Niederlage der Arbeiter Mitglied eines Exekutionskommandos, das auch Louise erschießt.
Schostakowitschs Musik - sein Debüt als Filmkomponist - konnte sich aufgrund ihres teilweise hohen Schwierigkeitsgrades und der ungewöhnlichen Instrumentenbesetzung in der Kinopraxis nicht durchsetzen. Sie gilt gleichwohl als eines der bedeutendsten Zeugnisse der Stummfilm-Musik. Die mitreißende, aber experimentelle Filmmusik überforderte nicht nur das Kinoorchester, sondern irritierte auch die Hörgewohnheiten des Publikums. Bei der Premiere kam es zu einem Skandal, es hieß: »Der Dirigent ist betrunken.«
Die Beziehung zum Medium Film reicht bei Schostakowitsch weit in seine Jugend zurück. Im weltoffenen Leningrader Kulturleben der 20er Jahre besuchte er regelmäßig die »Abende für Neue Westliche Musik«. Dabei lernte er expressionistische, neoklassizistische und auch von jazziger Unterhaltung der Zeit beeinflusste Musik kennen, von Komponisten wie Franz Schreker, Darius Milhaud, Ernst Krenek, Arnold Schönberg, Alban Berg und Igor Strawinsky.
Als der nur 22-jährige Komponist seine Musik zum avantgardistischen Stummfilm »Das neue Babylon« (1929, Regie: Grigory Kosinzew und Leonid Trauberg) komponierte, knüpft er an das an, was den Film (zumindest ansatzweise) in die Nähe von Sergej Eisensteins Theorie vom »intellektuellen Film« rückt.
Als Komponist von Filmmusiken hat Dmitri Schostakowitsch erst im Verlauf der letzten zwanzig Jahre jene Aufmerksamkeit durch die Schallplattenfirmen erfahren, die diesem keineswegs geringen Teil seines künstlerischen Schaffens vor allem aus biografischer Sicht von Anfang an gebührt hätte. Bei der Firma »Capriccio« ist eine Suite (45 Minuten) mit dem Berliner Rundfunksinfonieorchester (Michail Jurowski) erschienen.