Frédéric Chaubin: CCCP (Eröffnung)
Cosmic Communist Constructions Photographed
Fr, 28.01.2011 19:00 Uhr CET
Die Ausstellung »Frédéric Chaubin. CCCP – Cosmic Communist Constructions Photographed« versammelt neunzig Fotografien des in Frankreich lebenden Publizisten Frédéric Chaubin, der seit 2003 während mehrerer Reisen nach Osteuropa und Asien ungewöhnliche Architekturen der späten Sowjet-Ära aufgespürt und aufgenommen hat. Die Gebäude aus größtenteils peripheren Regionen der ehemaligen UdSSR zeichnen sich durch ein utopisches Formenvokabular jenseits der genormten, staatlichen Sowjetarchitektur aus.
Chaubin sieht in dieser plötzlichen Zunahme formaler Vielfalt seit den späten 1970er-Jahren einen Ausdruck des Niedergangs der totalitären, sowjetischen Gleichartigkeit. Die reiche Formensprache der Architekturen entstand abseits herrschender Zwänge, welche die sowjetische Geschichte geprägt hatten – von den Avantgarden der 1920er-Jahre über den 1940er Neo-Klassizismus bis zum schlichten Modernismus der 1960er-Jahre. Die nach Chaubins subjektiven Kriterien geordneten Bildthemen sind Zeugnisse einer einzigartigen, spätsowjetischen Baukunst. In der Annahme, dass eine bestimmte Ästhetik ideologische Grundüberzeugungen spiegelt, zeugt die Formensprache von der Absicht, die Welt mittels Architektur zu verändern.
Frédéric Chaubin überhöht bewusst die dramatische Dimension der Bauwerke als Hommage an die Fantasie nonkonformistischer Architekten, die in ihren Gebäuden futuristische Science-Fiction und Monumentalismus vereinen. Die Fotografien betonen den Reichtum der Einflüsse, die in den 1970er- und 1980er-Jahren kultiviert wurden, von lokalen Traditionen bis zur Rivalität mit den USA. Der französische Fotograf offenbart mit den Aufnahmen dieser einzigartigen Bauwerke, die jenseits der Norm an der Schnittstelle zweier Welten konzipiert wurden, unerwartete Vorboten des Endes der UdSSR. Zugleich bilden Chaubins Fotografien die post-sowjetische Welt nicht mehr unter dem in der zeitgenössischen Fotografie der letzten zwanzig Jahre vorherrschenden Blickwinkel des Verfalls ab. Vielmehr stellen sie ausgewählte Gebäude losgelöst von ihrem historischem Hintergrund zusammen: ein Prozess, der die fiktionale Dimension von Geschichte unterstreicht.
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