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»Open Codes. Connected Bots« im Chronus Art Center, Shanghai

© Chronus Art Center, Shanghai

Das Ausstellungs- und Bildungsprojekt »Open Codes« reflektiert die Welt, in der wir heute leben. Eine Welt, die von Codes geschaffen und kontrolliert wird. Die Ausstellung ist nun im Chronus Art Center in Shanghai zu sehen.

»Open Codes« bringt Informatik und Kunst auf vielfältige Weise zusammen. Es ist eine neue Form der Versammlung, die praktisches Wissen über Computercodes und kritische künstlerische Ansätze an einem zentralen Ort vereint. Das Projekt möchte seine TeilnehmerInnen befähigen, mit Hilfe von Denkinstrumenten wieder Zugang zur Realität zu erhalten und über die Genealogie und die aktuellen sozialen Auswirkungen von digitalem Code, Computerprogrammierung und Software nachzudenken.

Die aktuelle Iteration dieses Projekts im Chronus Art Center konzentriert sich auf die affektive Resonanz von Algorithmen und die wechselseitigen, wahrnehmungsbezogenen Verflechtungen von rechnerischer Simulakra und physikalischer Realität. Die Fähigkeit, in der Welt des Codes zu navigieren, Hand in Hand mit der digitalen Kompetenz, sind für die heutige Gesellschaft im Zeitalter der planetarischen Rechenleistung von wesentlicher Bedeutung, insbesondere wenn algorithmische Agenten dazu bestimmt sind, die öffentliche Meinung zu beeinflussen.

Virtuelle Software-Agenten, die umgangssprachlich als Bots bezeichnet werden, führen meist repetitive Aufgaben mit höherer Geschwindigkeit aus als Menschen es je könnten. Einige sind spezialisiert in Gesprächen auf Online-Plattformen, wo sie so programmiert sind, dass sie sich wie normale Menschen verhalten. Social Media Bots sind ein Produkt der neuen Ökonomien der Sichtbarkeit und machen derzeit mehr als die Hälfte des Online-Verkehrs aus. Einige Bots können von uns lernen; andere können das Web durchspinnen, um Inhalte zu erfassen; weitere versuchen, unsere Denkweise zu ändern und werden in politischen Kampagnen verwendet, und andere verunreinigen böswillig Posteingänge mit Spam.

Der Welt-Bot stammt von »Roboter«, der erstmals von Karel Čapek in seinem Science-Fiction-Roman von 1920 zur Beschreibung eines fiktiven Humanoiden verwendet wurde. Roboter wurde bekannt als ein Wort für autonome Maschinen, die in der Lage sind, komplexe Aufgaben zu erfüllen, die zur Arbeit gezwungen werden können, wie die Bedeutung des tschechischen Wortes »robota« nahelegt. Roboter, ob mit oder ohne gebauten Körper, sollen Dienstleistungen erbringen, ähnlich wie das natürlich sprechende Gesprächsprogramm »ELIZA«, das 1966 von Joseph Weizenbaum beschrieben wurde. Dieser frühe Chatbot war nach Ansicht einiger Benutzer ein besserer Psychologe als seine menschlichen Alternativen. Ein paar Jahrzehnte später sind virtuelle Assistenten wie Alexa nicht nur zum Chatten, sondern auch zur Bewältigung komplexerer Aufgaben fähig und sind heute in bestimmten Teilen der Welt so alltäglich wie ein Haartrockner.

Unzählige Experimente und aktuelle Anwendungen von binär-basierten menschlichen Substituten sind inzwischen im Einsatz. Trotz ihrer Vorteile haben diese Werkzeuge ihren Preis – der reibungslose Betrieb eines virtuellen Assistenten verdeckt die schwerfällige menschliche Arbeit. Chatbots sammeln Wissen aus ihren Gesprächen mit Nutzern, die nicht unbedingt die Gesellschaft als Ganzes repräsentieren, so dass ihre Aussagen oft rassistische oder sexistische Meinungen wiederholen und die Art der sozialen Ausgrenzung verstärken können. Egal, ob sie Musik spielen oder mit uns chatten, der Einfluss der Bots wächst. Als Folge dieser Entwicklung könnten wir uns fragen, ob wir nicht selbst zu Bots werden? Während wir in einem stilvollen Arbeitsraum vor einem Computer sitzen, beeinflussen Bots unsere Entscheidungen. Algorithmen stumpfen unser menschliches Verhalten auf eine schockierende Art und Weise ab, was unvermeidliche Auswirkungen auf Wahrnehmung, Erinnerung und soziale Interaktionen hat; sei es mit Bots oder unseren Mitmenschen.

Die Ausstellung umfasst Kunstwerke, die auf Computercodes basieren sowie Kunstwerke, die zeigen, wie tief dieser Code in unser Leben, in Gesellschaften, geo-politische Situationen, Steuersystemen, Arbeitsbedingungen, Infrastruktur, Umwelt und sogar in die Wahrnehmung unseres eigenen Quellcodes DNA eingedrungen ist.

»Open Codes« basiert auf einem Konzept von Peter Weibel und wurde im ZKM | Karlsruhe vom 20. Oktober 2017 bis zum 2. Juni 2019 gezeigt. Die Satellitenausstellung »Open Codes. Connected Bots« ist eine Koproduktion des Chronus Art Centers in Shanghai und des ZKM | Karlsruhe.

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