ARTandPRESS. Kunst. Wahrheit. Wirklichkeit.
In seinem Statement zur Ausstellung »ARTandPRESS. Kunst. Wahrheit. Wirklichkeit.«, betont Peter Weibel das besondere Interesse am Thema »Zeitung« als Objekt der Kunst, sowie die neue Ausrichtung der Ausstellung am ZKM | Karlsruhe.
VON ZKM REDAKTION
Tageszeitungen gibt es seit ungefähr 300 Jahren und sie sind das erste Massenmedium überhaupt, auf das später weitere Massenmedien (wie das Fernsehen, der Film und heute das Internet) folgen. Neben den Parlamenten und anderen Regierungsformen stellten sie die wichtigste politische Kraft dar, insbesondere in der Rolle der Opposition. Zeitungen sind nicht homogen, sondern vertreten vielmehr die unterschiedlichsten Positionen wie auch die verschiedensten Bevölkerungsschichten.
Diese Funktion wird heutzutage mehr und mehr vom Internet (vgl. WikiLeaks) übernommen, so dass bei der Bevölkerung der Eindruck entsteht, die eigene Meinung werde weder in der Politik noch von der Zeitung wirklich vertreten. Diese Abnahme in das Vertrauen der Zeitung als diskursive Plattform stürzt die Tageszeitungen von heute verstärkt in die Krise. Ihre Existenz ist gefährdet; Stichwort »großes Zeitungsterben«.
Hinsichtlich dieser Tendenz weist Peter Weibel auf die Funktion von Kunst hin, sich vermehrt jenen Dingen anzunehmen, die vom »Aussterben« bedroht sind. Dies sei jener Moment, indem sich der Übergang der Zeitung in die Kunst vollzieht.
Seine Anfänge nahm dieser Übergang mit den Kubisten, die Ausschnitte aus Zeitungsartikel als so genannte Realitätspartikel in ihre Werke einbezogen. Die Zeitung wurde somit zum »Vehikel« für den Einbruch der Realität in die Kunst. Heutzutage beschäftigen sich vermehrt KünstlerInnen sowohl mit dem Medium als auch mit dem Material »Zeitung«.
Im Gegensatz zur Ausstellung in Berlin legt das ZKM | Karlsruhe weniger den Fokus auf die Zeitung als Material (aus Papier), sondern auf deren politische Dimension. Aus diesem Grund wurden einige KünstlerInnen der Ausstellung in Berlin nicht übernommen und die Karlsruher Ausstellung dafür um 13 neue Positionen erweitert, wie beispielsweise durch den amerikanischen Linguisten und US-Kritiker Noam Chomsky, der eine neue Lesart auf das Medium »Zeitung« eröffnet. Der deutsche Künstler HA Schult hingegen weist in seinem Werk »Venezia Vive« (1976) auf die Verwendung des Papiers in der Medienlandschaft hin, indem er in einer Aktion von 1976 den Markusplatz in Venedig mit Papier regelrecht »zumüllt«. Ebenso sorgte Wolf Vostell mit seinen Zeitungsaktionen für Aufsehen in der Öffentlichkeit.
Ökologische, ökonomische und politische Aspekte rücken somit in den Fokus der Ausstellung »ARTandPRESS. Kunst. Wahrheit. Wirklichkeit.« am ZKM | Karlsruhe. Anspruch der neuen kuratorischen Ausrichtung dieser Ausstellung ist es, die ursprüngliche Idee der Zeitung aufzugreifen, die sich nicht als Konsensmedium sondern als Medium der Kritik versteht, das den »Ohnmächtigen« eine Stimme verleiht.
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