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Veranstaltung

Visual Music

Do, 29.05.2008 20:00 Uhr CEST

Ort
Kubus

»Visual Music« ist eine neue computergestützte künstlerische Ausdrucksform, die sich zwischen Bild und Klang bewegt. Der Computer bildet die digitale Schnittstelle, um Musik und Bild zu verknüpfen. Die Musik steuert die Charakteristiken des Bildes oder umgekehrt. Beide Medien, wechselseitig miteinander verknüpft, erzeugen neue Wahrnehmungsweisen zwischen »Hören« und »Sehen«. Die Vielfalt der Stücke führt in konkrete und poetische, in imaginäre und psychedelische Landschaften: zu sehendem Hören und hörendem Sehen. Für das Screening im ZKM wurden Werke ausgewählt, die zum Teil beim »Visual Music Marathon« (VMM) Boston gezeigt wurden. Ergänzend kommen drei Uraufführungen am ZKM hinzu.

Werke u.a. von Bret Battey, Per Bloland, Jean Detheux (UA), Rajmil Fischman, Yanjun Hua, Hiromi Ishii (UA), Wilfried Jentzsch (UA), Elsa Justel, Jonathon Kirk, Stephan Larson, Dennis Miller, Hans Mittendorf (UA), Nathaniel Resnikof, Vishal Shah, Adam Stansbie, Arie Stavchansky, Rebecca Ruige Xu

Kuratiert von Wilfried Jentzsch, Visual Music.
Ko-kuratiert von Hiromi Ishii.


Programm »Visual Music«:
(Gesamtdauer 2:00 h)


Uraufführungen »Visual Music«:

Mugenkei
Jean Detheux, images
Wilfried Jentzsch, music

Ryum
Hiromi Ishii

Matrix of prime numbers
Hans Mittendorf


Werke »Visual Music«:

Graveshift, 2004, 4:55
Arie Stavchansky, images
Per Bloland
Durch das Regen streifende Fenster eines Cafés, erfolgt die Beobachtung einer Straßenszene, die digital in ein fließendes Chaos transformiert wird, welche die Paranoia, gespenstische Gestalten und Veränderungen der Wirklichkeit einschließen. Echos eines vergessenen Liedes liegen über dem Milieu, mal zusammenhängend, mal fragmentarisch. Es ist ein Bild, das von Verdrehungen geprägt ist, aber diese vollziehen sich in Ruhe und ziehen sich wieder in sich selbst zurück. »Graveshift« wurde als eine übergreifende Zusammenarbeit von Video, Tanz und Musik konzipiert.

Seek Assistance, 2005, 3:03
Vishal Shah, images
Adam Stansbie, music
»Seek Assistance« ist ästhetisch ein dunkler Mythos, der als Geräusch und Störung projiziert wird und durch Faszination und Geheimnis verstärkt wird. Die genaue Untersuchung von Mikromaterialien wird durch verwickelte Beleuchtungseindrücke reflektiert, die dem Subjekt auf die Augen zu drücken scheinen. Dieses Zusammenspiel zwischen Sicht und Klang erhält das Subjekt zunächst nur als Andeutungen auf die Makroformen. Visuell gibt es starke Andeutungen auf frühere Modernisten des Kinos und der Fotographie: Man Ray, Rodchenko und Moholy Nagy, sie erscheinen als mögliche Referenz entsprechender visueller Formen, die einer Welt des kommerziellen Videos entstammen. »Seek Assistance« (Anm: Fehlermeldung in London Tube) führt uns zum Startpunkt einer U-Bahnfahrt, wenn unsere gültige Fahrkarte (von der automatischen Kontrolle) zurückgewiesen wird. Das System verweigert somit unseren Zugang.

Discord: metal and meat, 2006, 5:08
Stephan Larson
»Discord: metal and meat« ist eine abstrakte Geschichte über den Konflikt zwischen den beiden Mächten Metall und Fleisch. Dieser kann aber auch metaphorisch als Konflikt zwischen Mensch und Natur gesehen werden. In einem solchen Konflikt kann eine Macht eine Weile die andere beherrschen, aber Widerstand wird sich formieren und es kommt erneut zum Kampf. Aus diesem Kampf geht die Natur als Sieger hervor.

Rain, 2005, 3:34
Rebecca Ruige Xu, images
Yanjun Hua, music
In »Rain« wollte ich die Spannung unter der Oberfläche des Regens zeigen, der äußerlich ruhig und harmonisch aussieht und ein bekanntes Phänomen für alle ist. Die Musik, die ich ausgewählt habe, wird »Da Lang Tao Sha« (»Great Waves Washing Away the Sand«) genannt, ein chinesischer Klassiker, komponiert von Yanjun Hua (1893-1950), der ein blinder Musiker gewesen sein soll. Das Instrument ist eine Pipa, eine viersaitige Laute mit Bünden, bekannt für ihren verzweifelten und dramatischen Stil und oft benutzt, um historische Schlachten lebendig darzustellen. Der visuelle Stil wurde inspiriert von chinesischen Aquarellen. Die Animation wurde mit dem Computer Programm (C + OpenGL) generiert, um die Bewegung des fallenden Regens zu interpretieren. Regentröpfchen wurden zu einfachen geometrischen Formen reduziert, in Erwartung, dass der Betrachter dem Aufbauen und Entspannen der immensen Spannung des Regenprozesses seine Aufmerksamkeit widmet.

I've got a guy running, 2006, 7:12
Jonathon Kirk
»I´ve got a guy running« benutzt ein Originalvideo der Bodentruppen des Irakkrieges, das vom U.S. Verteidigungsministerium veröffentlicht wurde. Geschaffen vom digital verarbeiteten Video, erforscht das Stück die Behauptung, dass der Krieg ein rein visuelles Phänomen geworden ist. Simulation, Medienverzerrungen, Gleichzeitigkeit, das Auftauchen der Hochgeschwindigkeit, flüchtige Technologien wechselten permanent die Erfahrung des Kriegsschreckens, ausgenommen natürlich für die Verletzten oder Ermordeten.

Autarkeia Aggregatum, 2005, 9:30
Bret Battey
»Autarkeia Aggregatum« ist eine integrierte Klang-Bild-Komposition, die unaufhörlichen Fluss und Transformation betont. Es gibt keine Unterbrechungen oder Einfügungen im visuellen Bereich, der sich nicht ständig entwickelt, sondern dessen Animation auf mehr als 11000 Pixel beruht. Beim Suchen des Titels wand ich mich der Monadologie zu - der Theorie des Philosophen Leibniz über die fundamentale Realität der Partikel (Monade). Folgende zwei Termini hielt ich für geeignet: Autarkeia (griechisch) für selbstgenügend und Aggregatum (lateinisch), was verbunden oder vereinigen bedeutet. Die Termini zusammen deuten besonders auf eine Anhäufung der Aktivitäten autonomer Einheiten. Sanfter ausgedrückt, eine Resonanz mit Klassizismus zog mich zu diesen Worten. Die Resonanz ist eine innere Fülle des Seins, ausgedrückt in elegant selbstgenügender Zurückhaltung.

Erev Shel Shoshanim / Kate&Rose's, 2007, 5:25
Nathaniel Resnikoff
Zwei traditionelle Melodien von Heathen Creek werden gespielt und verarbeitet. Die feine Struktur der Melodien der Solo-Geige wird durch die Visualisierung offenbart. Eine visuelle Dimension zur Musik kann die Ohren zum Klang hinführen und die musikalische Struktur aufzeigen. Ich erwarte, dass dadurch der Eindruck der Musik beim Publikum verstärkt wird. Die Bilder sind mathematische Darstellungen der Audiodateien. Sie zeigem eine wunderschöne Welt, die noch wenig bekannt ist, aber in der Musik schon existiert.

Kyoto Bells, 1994/2006, 10:52
Wilfried Jentzsch
Dieses Stück basiert auf der Verarbeitung einer kleinen japanischen Glocke »Furin«. Es beginnt mit einem Einzelton, der die musikalische Struktur allmählich dichter werden lässt und schließlich zum Geräusch führt. Die vielfältige Verarbeitung der Klänge bildet eine Brücke zwischen diesen beiden Komponenten, Einzelton und Geräusch.
Ein weiß-blaues Viereck strukturiert geometrisch den visuellen Part. Die Energie und die Spektren der Klänge modifizieren die Gestalt und den Helligkeitsgrad der Farbe, deren Transformationen in Echtzeit generiert wurden.

Destellos, 2001, 5:37
Elsa Justel
»Wie in einer Träumerei, die Objekte von ihrer Bedeutung getrennt, um Poesie zu werden.«
Dem Glitzern verschiedener Materialien Leben zu geben, ist die Idee des Projektes. Durch das Mittel der Computeranimation werden Metall, Gläser und Eis durch Zeit und Raum reisen. Es gibt auch ein Spiel mit der Empfindung der Zerbrechlichkeit und Durchsichtigkeit. Die Musik spielt aufgenommene Klänge der gleichen Materialien. Tatsächlich wird der Verlauf von der Musik geleitet, die die zeitliche Entwicklung bestimmt und die Wahrnehmung der Farbe unterstreicht.

Te Acuerdas Hijo? (Do You Remember Son?), 2006, 16:38
Rajmil Fischman
¿Te Acuerdas Hijo? ist meinem Vater Alberto Fischman (1920-1983) in Erinnerung gewidmet. Der im Video erscheinende Text wurde dem Anfang des mittelalterlichen spanischen Gedichts »Coplas on the Death of My Father« von Jorge Manrique (1440-1479) entnommen. Die Übersetzung von Henry Wadsworth Longfellow lautet:
»O let the soul her slumbers break, Let thought be quickened, and awake; Awake to see How soon this life is past and gone, And death comes softly stealing on, How silently!«
Die Übersetzung der gesprochenen Worte bei Minute 9 sind folgende:
»Erinnerst du dich Sohn? Hier sehe ich dich auch…«

Daydream Mechanics V Sketch 3, 2006, 12:10
Jean Detheux, images
Michael Oesterle, music
Der Anlass für »Daydream Mechanics V Sketch 3« war zufällig. Während der Abschlussarbeiten zu »Liaisons« mit dem Komponisten Jean Derome (NFB Studios Montréal) lud er mich zu einem Konzert mit dem Bozzini-Quartett ein. Eines der gespielten Stücke war »Daydream Mechanics V«, komponiert von Michael Oesterle. Diese Musik begeisterte mich derart, dass ich mir sofort die CD kaufte, nach Hause ging und mich entschloss, mit ihr zu spielen, um zu sehen, was für Bilder sie entstehen lässt. Mir war nicht klar, womit ich beginnen sollte. Schließlich startete ich mit ein paar Bildern aus »Liaisons« (sie sind Leitmotive). Ich schuf eine 12 Minuten dauernde Animation in weniger als drei Wochen. Ich schlief kaum. Diese Musik beherrschte mich. Die Animation war zunächst sehr grob und es dauerte mehrere Monate, um sie schließlich zu einem endgültigen Resultat zu bringen.

White Noise, 2007, 9:45
Dennis H. Miller
»White Noise« ist ein sich schnell entwickelndes Werk, wobei der Fluss der Ereignisse sich konstant spaltet. Der Titel ‚Weißes Rauschen’ verweist sowohl auf visuelle und musikalische Elemente als auch auf die Farbpalette als zentralen Teil des Werkes. Mit der sich konstant bewegenden Perspektive und dem abrupten Nebeneinander der Elemente beabsichtigt »White Noise«, Reflektionen des Chaos hervorzurufen, die den Alltag durchdringen.

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